Gestern gab es hier einen Überblick über die schulischen
Verhältnisse von Wissersheim, zum Gebäude, zur Anstellung der Lehrer.
Heute geht es um den Unterricht. Das 1844 errichtete
Schulgebäude bot Platz für 2 Klassenräume. Einer im Erdgeschoss und einer im
Obergeschoss der über eine Holztreppe erreichbar war. Die Unterklassen (Klasse
1 bis 4) wurden um Untergeschoss, die Oberklasse (Klassen 5 bis 8) im
Obergeschoss unterrichtet. Die Schüler wurden gemeinsam unterrichtet. Der
Schulleiter unterrichtete die Oberklasse.
Vor der Schule standen damals zwei alte Lindenbäume. Bevor
die alte Schule, die vermietet war, abgerissen wurde, war vor der Schule der
Pausenhof.
Die Schulräume waren einfach eingerichtet. In der Mitte des
Raumes stand ein Kanonenoffen, der mit Holz oder Kohle gefeuert wurde. Dieser
sorgte im Winter für warme Raumtemperaturen.
Die folgenden Bilder haben wir vor einigen Jahren schon mal
veröffentlicht, jedoch möchten wir dies nun gerne wieder tun.
Schaut mal rein, ihr erkennt garantiert einige Gesichter.
So zu Beginn des 18. Jahrhunderts hatte Wissersheim noch
keine Schule. Die Kinder mussten nach Hochkirchen bzw. nach Nörvenich laufen.
Hermann Schnitzler vermutet, dass das alte Schulgebäude im
17. Jahrhundert gebaut wurde. Der erste Lehrer ist laut Schulchronik ab 1794
nachweisbar. Alle Lehrerinnen und Lehrer hat Karl-Heinz Jansen auf der
Wikipedia-Seite von Wissersheim gelistet.
Im Jahre 1844 wurde ein neues Schulgebäude errichtet. Das
alte Gebäude wurde fortan als Wohnung für die Lehrer genutzt und später
vermietet. Im Jahre 1960 wurde das Gebäude abgerissen.
Anfang des 19. Jahrhundert wurde der Schulunterricht auch
zeitweise in der Gastwirtschaft Kemmerling, Ecke Kanisstraße und Am Kallenberg
(heute Michelle Zens früher Belitz) gehalten. Hier hielt ein Herr Axer den Unterricht,
der soll gleichzeitig Schuster, Kürschner und Lehrer gewesen sein.
Von Lehrer Peter Theißen, er fing am 1. November 1879 an,
ist das monatliche Salär verzeichnet. Der erhielt am Anfang 90 Mark und nach
der Heirat dann 120 Mark. Er hatte 8 Kinder.
In Wissersheim unterrichteten auch viele Lehrerinnen. Die
erste war wohl 1873 Therese Dick. Auffällig sind die relativ kurzen
Dienstzeiten. Das hatte einen einfachen Grund, bis 1951 gab es in Deutschland
das sogenannte Lehrerinnen-Zölibat. Entschied sich eine Lehrerin zu heiraten,
musste sie ihre Stellung als Lehrerin aufgeben. Das Zölibat wurde 1880 in
Preußen eingeführt.
Dazu hatte wohl geführt, dass im Einführungsjahr viele
Männer nach Lehrerstellen sorgten und diese besser in Verbänden organisiert waren.
Dazu kamen wohl auch die tradierten Wertvorstellungen. Noch bis in die 1970er
Jahre gab es die Regelung, dass Frauen zum Antritt eines Berufs die Zustimmung
ihres Mannes brauchten. Vergewaltigung in der Ehe ist erst seit 1997 strafbar.
Die Geschichte der Wissersheimer Schule wirft auch ein Blick
auf die Gleichbehandlung von Mann und Frau. Heute wird Gleichberechtigung als
Selbstverständlichkeit angesehen, allerdings braucht es dazu noch einiges.
Als die Deutsche Reichswehr besiegt wurde und das linke
Rheinufer verlassen hatten kamen Franzosen nach Wissersheim. Diese wurden in
Wissersheim Einquartiert und lagen zu je 5-6 Mann zusammen. Sie blieben jedoch
nur 5 Tage und zogen wieder ab. Es sind keine Racheaktionen der Franzosen
verzeichnet.
Nach den Franzosen kamen die Briten. Sie wurden auf den
kompletten Ort verteilt. Auch die Briten ließen die Bevölkerung in Ruhe.
Die Einwohner wurden registriert und erhielten Ausweise. Vor
jeder Haustür hing ein Zettel mit dem Namen der Personen, die in diesem Haus
wohnten.
In der Zeit gab es nur einen Zwischenfall. In der Kantine
der Engländer, im Hause Ferdinand Zens, wurde eingebrochen. In der Nacht drauf
wurde das komplette Ort auf Links gedreht. Gesucht wurden englische Zigaretten.
Man wurde allerdings nicht fündig. Es wurde nichts gefunden.
Es folgten Ausgangsbeschränkungen. Danach war wieder alles
in Ordnung. Man arrangierte sich mit den Briten. Vor dem Union Jack musste die
Kopfbedeckung abgenommen werden. Die Briten waren generös, Schokolade und Tabak
gab es reichlich.
Als die „Besatzer“ abzogen floßen manche Tränen.
Das Foto ist leider nur ein Symbolbild. Aus der Zeit habe
ich keine Fotos aus Wissersheim. Das Foto zeigt französische Soldaten vor einer
Festung in Koblenz.
Morgen folgt der Jahresrückblick 2020. In diesem Jahr ist
viel passiert. Vieles ist nicht mehr so präsent.
Im Jahr 1915 war in Wissersheim noch nichts vom Krieg zu
spüren. Mangel gab es kaum. Aus der Ferne verhießen nur die
Gefallenenmitteilungen die Schrecken des Krieges. Im Jahr 1916 wurden langsam
die Lebensmittel knapp.
Im Jahr 1917 kam es zu einem langen strengen Winter. Nun gab
es fast nur noch Steckrüben.
Aus Köln kamen von den Bahnhöfen von Frechen und Kerpen
Kolonnen von Frauen, die Lebensmittel holen wollten. Aus Köln-Kalk kam
beispielsweise eine Frau, die 12 – 15 Zentner Kartoffeln kaufte. Diese musste
sie selbst ernten. Das Feld lag neben dem Heiligenhäusschen. Ein Sack und eine
Hacke (früher auch Karst genannt) wurden bereitgestellt. Jeden Tag kam die Frau
aus Köln und machte einen Sack (1 Zentner) aus und trug ihn auf dem Kopf über 5
Kilometer nach Kerpen zur Bahn. Daran kann man glaube ich sehr gut sehen wie
eklatant der Lebensmittelmangel in der Stadt war.
Im Jahr 1917 wurde dann auch der Jahrgang 1899 eingezogen.
Fast noch Kinder. In Düren kam es 1917 zu ersten Fliegerangriffen bei denen es
5 Tote gab. Im Jahr 1918 war die Lage noch schlimmer. Neben Lebensmittel- und
Materialknappheit wurden nun auch die Kirchenglocken aus dem 17. Jahrhundert
abgeholt und zu Kanonenrohren verarbeitet. Es blieb nur noch eine Glocke, die
auch im Zweiten Weltkrieg nicht eingezogen wurde.
Nun kam es zunächst zum Waffenstillstand von Brest-Litowsk
mit Russland und dann am 18.11.1918 zum Waffenstillstand von Compiègne. Das
Deutsche Reich und Österreich-Ungarn wurden besiegt. Der Erste Weltkrieg war
vorbei.
Wie im ganzen Deutschen Reich war 1914 auch in Wissersheim
die Begeisterung groß, als Kaiser Wilhelm II. zu den Waffen rief und die
Mobilmachung befehligte.
Alle waren der festen Annahme, dass der Krieg mit
Kriegseintritt des Deutschen Reiches am 1. August bereits zu Weihnachten des
gleichen Jahres wieder zu Ende sei und das Deutsche Reich mit seinen
Verbündeten Mittelmächten siegreich sei.
In Wissersheim mussten bereits am Ersten Tag ältere
Landsturmleute mit beinahe 45 Jahren antreten. Nach kurzer Zeit stockte die
anfängliche Begeisterung. Es gibt berichte, wonach der Geschützdonner der
Belagerung von Lüttich bis hier zu hören war.
Die Zeitungen fingen an Gefallenenmitteilungen zu drucken,
es wurden mehr und mehr. Bereits im August 1914 kam die erste Mitteilung eines
Wissersheimers. Eine Falschmeldung; Michael Vieth, aktiver Soldat wurde
„nur“ schwer verwundet.
Der erste Rückkehrer aus Gefangenschaft kam auch bereits im
Jahr 1914. Josef Dünnwald war Mitglied der Rotkreuzabteilung und wurde in
Russland gefangen genommen. Im Rahmen eines Gefangenenaustauschs kam er frei.
Erstes Opfer des Ersten Weltkriegs aus Wissersheim wurde
Peter Esser, der am 29.08.1914 gefallen ist.
Von 1970 bis 1975 hatte der Wissersheimer Fußballverein eine Turnabteilung.
Im Jahr 1970 wurde die Turn- und Gymnastikabteilung mit 72 Kindern und 19 Damen gegründet. Den Vorstand bildeten Irmgard Wünsch, Agnes Keck und Else Küster.Es wurde geübt und trainiert.
Jährlich fand eine Klubmeisterschaft statt und man beteiligte sich an auswärtigen Veranstaltungen. Im Jahr 1972 nahm die Turnabteilung mit 17 Kindern am Bonner Spiel- und Turnfest teil.
Im Jahr 1975 musste die Turnabteilung dann leider aufgelöst werden, es fehlten an Turnhalle und Bus. In der Zeit der Erftstadt hatte diese den Busverkehr übernommen und eine Turnhalle gestellt. Deswegen und weil Frau Wünsch nach Lechenich zog, Frau Keck aus privaten Gründen nicht mehr zur Verfügung stand und Frau Küster alleine keine 72 Kinder trainieren konnte, wurde die Abteilung aufgelöst.
Angeschaffte Turngeräte im Werte von 3.000 DM gingen kostenlos an den Wissersheimer Kindergarten.Das Unverständnis über den Rückwechsel nach Nörvenich war groß. Die Wissersheimer wollten bei der Erftstadt bleiben, auch wenn es dann faktisch keine Wohnraumentwicklung mehr gegeben hätte da dort lediglich Lechenich, Liblar und Gymnich entwickelt wurden.
Was meint ihr, gäbe es die Abteilung heute noch, wären wir noch Erftstadt-Wissersheim?
Vier Jahre nach dem Ersten Weltkrieg wurde neben der Kirche
ein Ehrenmal für die verstorbenen des Ersten Weltkrieges errichtet. Die Namen
der 24 gefallenen Wissersheimer wurden in Goldschrift auf einer Tafel verewigt.
An dem oben genannten Sonntag zogen sämtliche Vereine des
Ortes hinter einem Musikverein durch den mit Fahnen und Bannern geschmückten
Ort zum neuen Denkmal.
Zunächst hielt Bürgermeister Josef Durst, Großvater von
Heijo Durst, eine kurze Ansprache. Danach fiel der Vorhang. Es folgten sinnige
Sprüche von Schulkindern und wuchtige Lieder des Männergesangvereins zum
Andenken an die Gefallenen. In Anwesenheit der beiden letzten Lebenden Krieger
der Kriege von 1864-66, 1870 und 1871 Wilhelm Hambach und Heinrich Klein hielt
Kaplan Mathias Theißen aus Merken, Sohn des früheren Wissersheimer Hauptlehrers
Peter Theißen, eine Festrede. Die kirchliche Weihe des Denkmals vollzog Pfarrer
Berger.
Der Tag klang im gegenüberliegenden Pfarrheim bei
Theateraufführung aus. Im Gegensatz zum Zweiten Weltkrieg feierte man die
verstorbenen des Ersten Weltkrieges als Helden und so erfolgte bei den
Veranstaltungen viel Beifall. Nach dem zweiten Weltkrieg ist eine solche
Stimmung nicht verzeichnet.
Die Namen der verstorbenen des Zweiten Weltkrieges wurden
ergänzt. Die Schriftfarbe ist nicht mehr Gold. Ihr Opfer war nicht
minderschwer. Im Gegensatz zum Ersten starben beim Zweiten auch eine Vielzahl
Zivilisten.
In jedem Jahr Gedenken wir den Toten beider Kriege zu
Volkstrauertag. Ohne die beiden Weltkriege, sähe Wissersheim sicherlich anders
aus. Einige Biografien wären anders verlaufen. Namen, die längst vergessen,
wären noch vertreten.
Eine weitere Begebenheit von der Hermann Schnitzler schreibt
spielte sich um 1900 im Hause bei Franze Madelen – Magdalena Breuer, Ehefrau
von Bäcker Franz Breuer ab. Im ganzen Ort gab es nur einen Weihnachtsbaum.
Sie wohnte laut Schnitzler in der Herriger Straße mit ihrem
Sohn Reiner genannt Franze Neeres. Meinen Daten zu Folge müsste die Familie auf
dem Schillerplatz im heutigen Hause Wenzke gewohnt haben.
Nachmittags nach der Andacht zog es die Kinder scharenweise
zu Franze. Der alte Breuer saß neben dem Baum. Wenn das Zimmer voll war, wurde
die Tür zugemacht. Die anderen Kinder mussten warten. Dann wurden die Kerzen
angezündet, und die Kinder mussten singen. Nachdem einige Lieder gesungen waren,
kam Franze Tant (so nannten die Kinder Magdalena Breuer) mit einem Korb voll
mit Plätzchen. Jedes Kind erhielt eines. Die Plätzchen waren handgroß mit
Zucker bestreut und schmeckten laut Schnitzler vorzüglich.
Dann mussten die Kinder für die nächste Kinderschar platz
machen. So ging es an beiden Weihnachtstagen. Am Dreikönigstag wurde der Weihnachtsbaum
geplündert und die Kinder erhielten nochmal etwas.
Egal ob Schneetreiben oder Regenwetter, so wurde es im Hause
Breuer immer gemacht. Hermann Schnitzler merkt noch an, dass es jedem bekannt
sein müsse, dass in einem Haus, wo in kurzer Zeit 100 Kinder waren nicht gerade
aufgeräumt aussah. Die Familie Breuer war nicht gerade mit Glückgütern übersät.
Frohe Kinderaugen waren Ihnen Reichtum genug.
Hermann Schnitzler merkt noch an, dass er damals zu
Weihnachten einen Apfel, einige Nüsse und noch ein paar Karamellen erhielt.
Weihnachtsbäume sind heute in jedem Hause, egal ob arm oder reich. Er setzt ein
Fragezeichen dahinter, ob die Kinder mit all ihren Geschenken heute glücklicher
sind, als sie es vor 120 Jahren waren.
Damals als es noch keinen Schützenplatz gab, fanden die
Schützenfeste an verschiedenen Orten statt. Einen Luftgewehrstand gab es vorher
auch erst in der Kneipe und danach im Jugendheim.
Der Königsschuss erfolgte auf provisorischen Ständen bis
dann eine Anlage in der Burggasse, der heutigen Nievenheimer Straße errichtet
wurde.
Dort wurden damals auch die Feste gefeiert. Buden standen in
der Straße und auch das Zelt stand dort. Das Bild zeigt wohl den Königsschuss
im Jahr 1978. Clemens Hambach war damals Brudermeister und Lorenz Hecker sein
Stellvertreter.
Auf dem anderen Bild sehen wir das Ehrenmitglied Alfred
Napiralla. Das Bild ist wohl von 1974. Dort wurde er König. Der alte Napi war
ein echter Schütze und war auch mit seiner Quetsch und dem Panikorchester im
Dorf unterwegs, aber das ist eine Geschichte, die noch etwas warten muss.
Was ich von ihr weiß, weiß ich nur aus Erzählungen bei
vielen Veranstaltungen des Ballspielverein Wissersheim – die Holzhütte auf dem
Sportplatz.
Im Jahr 1967 bekam Wissersheim endlich einen Sportplatz und
so konnte auch der BSV Wissersheim nach fast 50-jähriger Vereinsgeschichte
sesshaft werden. Bis der Verein nach beharrlicher politischer Arbeit von
Ortsvorsteher Johann Kindgen auch ein Sportjugendheim (heute der Teil mit den
Umkleiden) bekam, dauerte es noch einmal weitere 10 Jahre.
In der Zwischenzeit fand allerdings reger Sportbetrieb statt. Während den Spielen brauchte es Bewirtung und zur nächsten Kneipe, das war damals die Alte Post, waren es ein paar 100 Meter. Schnell kam man auf die Idee ein Provisorium zu errichten und so entstand die Holzbude.
Älteren Mitgliedern nach muss dieser Holzverschlag eine
wahre Goldgrube gewesen sein und ja, in den 60ern bis 90ern war der BSV sehr
gut ausgestattet. So kam der BSV an eine Flutlichtanlage, den Erweiterungsbau
des Sportlerheims und den zweiten Fußballplatz. Die Holzhütte verschwand, wann
ist mir nicht bekannt.
Ich habe mich immer gefragt, wie sie aussah und nun habe ich
ein paar Bilder von ihr bekommen. Die Bilder zeigen den Bau des
Sportjugendheims 1975.