Pfarrer Matthias Sieger

Heute zum Karfreitag erfahren wir etwas mehr über unseren ehemaligen Pastor Matthias Sieger der Ungefähr 10 Jahre in unserer Pfarre tätig war:

Geboren wurde Herr Sieger am 21.3.33 in Düren und wuchs dort mit seinem jüngeren Bruder zusammen auf. Sein Vater war
Schreiner, seine Mutter Schneidermeisterin, die ihm auch viele Messgewänder genäht hat.

Herr Sieger studierte Theologie in Bonn.
Am 9.3.1963 erhielt er die Priesterweihe in Aachen.
Vor der Weihe sucht sich jeder Priester einen sog. Primizspruch aus. Eine Art Leitspruch.
Seiner lautete: „Wir sind nicht Herren eures Glaubens, sondern Diener eurer Freude!“

Bis 1967 war Herr Sieger 4 Jahre lang Kaplan in Stolberg.
Bis 1973, also 6 Jahre lang, war er in der Pfarre St. Elisabeth in Aachen tätig.

1973 kam er dann nach Nörvenich wo er bis zur Versetzung in den Ruhestand 1996 blieb.

Von 1985-1996 war er Pfarrer in Wissersheim und löste somit Herrn Schaper ab. Ab 1992 kam für ihn auch St. Nikolaus in Rath hinzu.

Herr Sieger war in der Gemeinde sehr beliebt. Er war stets lustig und sprach mit den Menschen auf dem Land Dialekt. Er verstand ihre Probleme und war auch, wie üblich, in der Funktion des Seelsorgers tätig.
Gerne kam er zu Besuch in die Häuser.
Wie früher üblich wurden die Pastore z.B. nach der 1.hl.Kommunion zum Kaffee eingeladen.

Sein großes Anliegen war die Zusammenführung der Schützen mit der Kirche.
Er band sie stärker in die Messen ein, bat die Schützen wieder bei Frohnleichnahmsprozessionen mitzugehen und ließ sie beim Hochamt ( zu besonderen Anlässen z.B. An Pfingsten) am Altar aufmarschieren.

Durch ihn wurden in Wissersheim die Katecheten eingeführt, angefangen mit Frau Laufenberg und Frau Neumann über Frau Käufer, Frau Hecker, Frau Ehser und Frau Strack.
Auch entstanden während seines Amtes die Kindermessen: einige Mitglieder der Gemeinde gingen während der normalen Sonntagsmesse ( immer um 9:00) mit den Kindern rüber ins Pfarrheim, bereiteten Krippenspiele vor, lasen Bibelgeschichten für Kinder oder bastelten.

Seine Eltern hatten mit ihm im Pfarrhaus gelebt.
Herr Sieger liebte klassische Musik, besonders Mozart.
Er ging gerne ins Aachener Theater und war ein großer Eisenbahnfan. (besonders Schweizer Schmalspurbahnen)
Seine Urlaube und seine 2.Heimat war Südtirol mit der Bergwelt der Dolomiten. Dort kannte er jedes Massiv und jeden Ort, sodass er für Mitreisende zum Reiseführer wurde.
Darüber hinaus hat ihn einmal im Jahr sein Weg nach Rom geführt.
Alles was es an Kirchen, Ausgrabungen und sonstigen Kultstätten gab, weckten sein Interesse.
Die Mitte seines Lebens war jedoch stets sein Priestersein in Fröhlichkeit, und die Aufgabe, den Menschen die Frohe Botschaft- das Evangelium – zu bringen.

1996 erlitt Herr Sieger einen Schlaganfall. Danach arbeitete er 2 Jahre als pensionierter Pastor in Müddersheim

1996 bis 2002 war er Subsidiar im Dekanat Nörvenich-Vettweiss

Am 8. März 2003 feierte Herr Sieger, der derzeit noch in Müddersheim lebte, in der Kirche St. Amadus seine 40- jährige Priesterweihe. Hierzu kamen auch zahlreiche Gratulanten aus der Gemeinde Nörvenich.

Bis zu seinem Tod am 25.januar 2005 hat er in Nörvenich gelebt und ist dort auch begraben.

Die Wissersheimer haben Herrn Sieger stets in sehr guter Erinnerung behalten, er war sehr umgänglich und nah am Menschen.

(MK)

Als sich ein Landwirt von Ving in der Kirche verewigte

Kennt ihr diese Orte, an denen sich, wenn ihr euch dort befindet, innerlich ein Wohlsein ausbreitet? Dieser Ort ist für mich die Wissersheimer Pfarrkirche, unabhängig der Temperatur und meines Gemütszustands fühle ich mich geborgen, wenn ich diese Türen durchschreite.

In der Chronik zum 1150-jährigen bestehen von Wissersheim schreibt Pfarrer Sieger, dass nur der, der seine Geschichte kennt, die Gegenwart so zu gestalten vermag, dass er vor der Zukunft keine Angst zu haben braucht. Denkt man sich, dass es Wissersheimer um die Jahrhundertwende waren, die diese Kirche mitgebaut und fast vollständig finanziert haben, hat man Achtung vor unseren Ahnen. Würde man das heute nochmal hinbekommen? Würde man heute nochmal Menschen finden, die komplette Kirchenfenster stiften?

Diese Fragen bleiben wohl unbeantwortet. Beantworten können wir jedoch fragen zur „neuen“ Kirche von Wissersheim. Eines der Fenster, das heraussticht ist das dreigliedrige Fenster an der Südseite.

Es wurde im Jahr 1942 von den Eheleuten Leo und Angela Esser, von Gut Ving gestiftet. In der Mitte sieht man den heiligen Leonhard, der als heiliger der Landwirte verehrt wird und links hinter ihm sieht man einen Mann, der ein Pferd hält. Dieser Mann hat die Gesichtszüge vom stiftenden Leo Esser.

Links und rechts sieht man Wissersheim aus zwei verschiedenen Perspektiven, auf der einen Seite die Kirche, auf der anderen Seite den Wasserturm. Darunter sieht man auf der linken Seite eine Frau auf einem Traktor, diese Frau soll Frau Angela Esser darstellen. Auf der anderen Szene sieht man eine Frau die zwei Ochsen und einen Pflug führt.

Wenn wir also diese Relikte vergangener Zeiten, diese Geschichten kennt, spürt man die Verantwortung, diese zu erhalten und zu bewahren. Dabei sollte es uns aber eine Aufgabe sein, diese Geschichte lebendig zu halten und nicht die sprichwörtliche Asche anzubeten. Man sollte es sehen wie Papst Johannes XXIII.:

Wir sind nicht auf der Erde,
um ein Museum zu hüten,
sondern um einen Garten zu pflegen,
der von blühendem Leben strotzt
und für eine schönere Zukunft bestimmt ist.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Metzgerei und Kolonialwarenhandlung Stephan Platz

Eine alte Postkarte gewährt uns einen Einblick in eine andere Zeit die Aufnahme entstand irgendwann vor dem zweiten Weltkrieg und zeigt die Oberstraße, damals Hauptstraße.

Für viele wohl nicht mehr bewusst, fand sich Ecke Oberstraße und Völlerstraße eine Handlung. Wohlgemerkt fast an der Straßenkreuzung, denn dazwischen befand sich ein Haus, welches abgerissen wurde. Auf dem alten Bild ist das angrenzende Haus knapp zu erkennen. Wer hier heute vorbeigeht, wird aufgrund der Enge nicht vermuten, dass hier einmal ein Haus gestanden hat.

Was man auf dem Bild auch noch erkennt, sind zahlreiche Gebäude, die heute nicht mehr, oder in veränderter Weise stehen. Beginnen wir mit der Oberstraße 3, heute Janser/Fuchs, damals Schnitzler, das Gebäude trägt den Namen „a Jatze“ und war damals noch eingeschossig. Hier stehen auch noch weitere Wirtschaftsgebäude. Bei der Oberstraße 7, heute Heidbüchel, früher Durst sieht man noch das Nebengebäude, die Schmiede, daher hieß das Gebäude „a Schmette“.

Auf der anderen Seite Oberstraße 6 befand sich damals auch ein Lebensmittelgeschäft, nämlich das der Familie Misselich, nachdem das Gebäude neu errichtet wurde, befand sich hier ebenfalls ein Laden, dazu später mehr.

Im Hintergrund sieht man auch das alte Jugendheim – Jugendheim, befindet sich das nicht in der Kanisstraße? – Nein, dieser Bau befand sich damals gegenüber der Kirche und war gesellschaftlicher Treffpunkt, hier fanden die Feierlichkeiten der Schützen und Theateraufführungen statt. Das Gebäude wurde im Weltkrieg stark beschädigt und in den 50er Jahren abgerissen.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Kremersladen von Frau Cremer

Geht man heute durch Wissersheim, gibt es außer bei einigen Landwirten keine Möglichkeit zum Einkauf von Lebensmitteln.

Bis zur Einführung der Supermärkte in Deutschland prägten Kremersläden die Nahversorgung. Kremersläden hatten beschränkte Warensortimente, die eben das abdeckten, was man tatsächlich brauchte. Spezielle Produkte konnten vorbestellt werden. Aufgrund dieser fehlenden Flexibilität, Warenauswahl und der Tatsache, dass man sich hier eher nicht selbst bedienen konnte, war das Todesurteil für diese Lädchen bereits unterschrieben.

Befasst man sich mit Heimatgeschichte und forscht nach dem Gewerbe, Handwerk und den Institutionen, die sich damals in Wissersheim befanden, wird man unausweichlich zum Gegenwartskritiker. In den letzten 20 Jahren gab es immer wieder Versuche kleine Lädchen für den Notbedarf einzurichten. Diese scheiterten jedoch nach einiger Zeit wieder. Solche kleinen Lädchen waren das kleine Büdchen von Käthe Botz in der Gymnicher Straße, der Kiosk der Familie Rheinbach und der Koffiewinkel der Eheleute Sassenhagen in der Oberstraße.

In den nächsten Wochen der anhaltenden Krise sollen noch weitere Läden und Werkstätten vorgestellt werden. Der Laden von Käthe Cremer macht hier den Anfang.

Interessant sind auch die Hausbezeichnungen von damals. Die in einigen Fällen das Haus, in anderen Fällen die Familien bezeichneten. Das Haus beispielsweise hatte den Namen „a Wenze“. Woher der Name stand ist nicht bekannt.

Auch auf solche Dinge soll in den nächsten Tagen eingegangen werden.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Wissersheim und die Drogen

Wer die Überschrift liest wird wohl zunächst mal an den Kolonialwarenhandel Ismar an der Ecke Oberstraße und Kanisstraße denken, bei dem es sichtbar „Drogen“ zu kaufen gab. Das Wort Droge kommt ursprünglich aus dem niederländischem „droog“ was trocken bedeutet. Gemeint waren dabei hauptsächlich getrocknete Heilmittel wie Tee, Essenzen und Tinkturen. Nur umgangssprachlich bezeichnen Drogen Rauschmittel die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen.

In Wissersheim spielte Drogen in diesem Sinn auch schon immer eine Rolle. Der Geruch von Cannabis dürfte wohl jedem im Ort bekannt sein. Dies wohlgemerkt nicht nur heute, sondern in den letzten 50 Jahren regelmäßig.

Auch andere Rauschmittel werden hier konsumiert und verkauft. Als der Leverkusener Trainer Christoph Daum 2000 Bundestrainer werden sollte, verhinderte dies wohl der größte Skandal der bisherigen Bundesligageschichte. Ihm wurde der Konsum von Kokain vorgeworfen, was später in einer Haaranalyse bestätigt wurde.

Weniger bekannt ist, dass Daum das weiße Gift unter anderem in Wissersheim bezog. Dies berichtete jedenfalls das vertrauenswürdigste Medienorgan des deutschen Journalismus – die Bild.

Ein weiteres Mal sorgte Wissersheim für Schlagzeilen, als eine Familie eine große Menge Kokain (mehrere Kilo) aus der Dominikanischen Republik schmuggelte. Die Kinder trugen entsprechende Pakete am Körper. Darüber berichtete damals nicht nur die Zeitung sondern auch das Fernsehn.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Das Wissersheimer Original Engelbert Weidt oder besser bekannt als der „ahle Fruehalfe“

Inmitten unseres Ortes steht seit jeher der Fronhof. Wann er tatsächlich erbaut wurde weiß niemand so genau.
Erstmalig erwähnt wird er wohl im Jahre 1222. In dieser Zeit gehört er zum Stift Chrysentius und Daria in Münstereifel. Geführt wurde er stets als Pachthof, bis ins Jahr 1804.

In diesem Jahr erwarb Bernhardt Weidt für 40.100 Franc den Fronhof von der französischen Domänenverwaltung.

Er war Sohn der Pächterfamilie von Mellerhöfe. Anna Kindgen war in erster Ehe verheiratet mit Johannes Simons, Pächter des Fronhofes. Die Ehe wurde 1779 geschlossen. Der Ehe entstammten zwei Kinder die jedoch bereits im Kindsalter verstarben. Anna Kindgen wurde im Jahre 1793 zur Witwe.

Ihre 2.Ehe -mit Bernhard Weidt- wurde im Jahre 1797 geschlossen.

Ein Hinweis auf das Entstehungsjahr des Haupthauses geben die eingeschlagenen Eisen im Giebel. Es findet sich die Zahl 89 sowie die Buchstaben B W und A K. Möglicherweise meint 89 1789. Da die Ehe von Weidt und Kindgen erst im Jahre 1797 geschlossen wurde, findet sich hier jedoch ein Widerspruch, wurden die Buchstabeneisen später angebracht.

Engelbert Weidt, der später unter dem Spitznamen „der ahle Fruehalfe“ bekannt wird, ist der Sohn des Ehepaares. Im Alter von 20 Jahren sterben am 15. Dezember 1820 sonderbarerweise beide Elternteile:

Als die Mutter auf dem Sterbebett liegt, eilt der Vater zum Pastor um diesen für die Sterbesakramente zu holen. Auf dem Rückweg treffen sie am Tor auf Engelbert.
Der Vater bleibt stehen und sagt zu seinem Sohn: „Engel bett dich, et jeht got für dich“ – was so viel heißen soll wie: „bete, wenn deine Mutter stirbt erbst du alles von ihr“. Nach diesem Satz bricht Bernhard Weidt zusammen.

Die Mutter stirbt um 3 Uhr am Nachmittag -der Vater am gleichen Abend gegen 7.

An Bernhard Weidt und Anna Kindgen erinnert heute die „Nuht Goddes“ auf dem alten Friedhof in Wissersheim. Sie wurde von Engelbert im Jahre 1822 errichtet. Zuerst ohne Mantelbau, dieser wurde später hinzugefügt.

Es ritt einst ein heruntergekommen aussehender Herr auf einem Pferd nach Köln.
Der scheinbar verkommene Mann wollte ein Haus erwerben und begab sich in Verhandlung. Das Gegenüber, scheinbar verdutzt und voller Zweifel an der Zahlungskraft des Reiters, blieb recht zaghaft.
Um keinen Streit vom Zaun zu brechen wird nun leise und zögerlich nach einer Sicherheit gefragt, denn schließlich geht es beim Hauskauf um einen hohen Betrag, welchen man bezahlt wissen will!

Kaum war der Zweifel ausgesprochen, griff der ungepflegte Reiter in seine Manteltasche und legte den kompletten Kaufpreis vor sich auf den Tisch.
Der Reiter ist uns besser bekannt als der Ahle Fruehalfe Engelbert Weidt.

Im letzten Teil haben wir bereits erfahren, dass es sich bei ihm um einen sehr geizigen Zeitgenossen handelte.
Es ist auch von ihm überliefert, dass er, als der Krieg/Revolution über Deutschland zog, alles Gold das er besaß in großen Kannen im Keller einmauerte. Als Stöpsel verwendete er zusammengedrehte Geldnoten.
Später, als wieder Frieden eingekehrt war, barg er die Kannen:
Die Goldmünzen waren noch erhalten, doch die Banknoten waren verfallen und damit wertlos. Fluch des Geizes – mag man hier wohl treffend anmerken.

Wir hörten auch schon über die Späßchen des Fronhalfen.

Am schlimmsten hatte es wohl seine Hauswirtschafterin:
Hatte sie gerade das Haus geschrubbt, ließ er einen Knecht Kohle durch die gereinigten Räume schleppen.

Ein weiteres Ziel war ein armer Knecht, der weit draußen bei Gluthitze einsam ein Feld pflügte.
Sich der Einsamkeit sicher entledigte er sich seiner Kleidung, um die Temperaturen besser aushalten zu können. Engelbert Weidt, wieder einmal eine Gelegenheit witternd, nahm dem Knecht heimlich die abgelegte Kleidung weg. Notdürftig bekleidet gings nach getaner Arbeit zum Spießrutenlauf durch das Dorf.

Seine Späßchen sorgten jedoch leider auch dafür, dass der Fronhalfe einsam blieb.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Ein weiteres Wissersheimer Original: „Buch Zill“

Im abergläubischen ländlichen Volk gab es viele Ängste, vor allem vor dem Tod. Dieser konnte sich ankündigen durch bestimmtes Vogelrufen oder durch Kerzen die plötzlich ausgingen.

Aber genauer bestimmen konnte den Tod eine Wissersheimer Bürgerin, und wie so oft in unserem Dorf hatte sie auch einen Spitznamen, dieser lautete „Buch Zill“
Buch von platt = Bauch, sie hatte so einen dicken Bauch dass sie aussah als sei sie hochschwanger gewesen.
Von den Kindern des Ortes wurde sie verspottet, aber die Alten hatten Respekt vor ihr.

Sie lebte zurückgezogen und kam nur in die Häuser wenn etwas schlimmes bevorstand.

Sie ahnte im Voraus wenn jemand sterben würde. Sie ging so oft am Haus vorbei wie sie nur konnte. Wenn sie nicht reingebeten wurde betrat sie das Haus irgendwann ungefragt. Es hatte den Anschein als ob sie das nicht für sich behalten konnte. Sie musste die Botschaft überbringen.
Allerdings sprach sie nicht von sich aus. Man musste sie fragen.

So kam sie im Frühjahr 1954 in die Kanisstrasse 6 und sagte auf Nachfrage seiner Schwester Maria: „euer Franz wird sterben“
Er war jung, die Geburt seines Sohnes stand kurz bevor, er war gesund.
Drei Monate später war er tot und hinterließ seine Frau und seinen 2 Monate alten Sohn.

Buch Zill:

Cäcilia Zensen
Geboren 19.8.1872
Gestorben 21.1.1955
Gelebt hat sie auf dem Kallenberg ( ehemals Herrigerstr.) in einem alten Haus das vor einigen Jahren abgerissen wurde.
Sie blieb zeitlebens unverheiratet und kinderlos

Der Fronhof und das Ehepaar Bernhard Weidt und Anna Kindgen

Inmitten unseres Ortes steht seit jeher der Fronhof. Wann er tatsächlich erbaut wurde weiß niemand so genau.
Erstmalig erwähnt wird er wohl im Jahre 1222. In dieser Zeit gehört er zum Stift Chrysentius und Daria in Münstereifel. Geführt wurde er stets als Pachthof, bis ins Jahr 1804.

In diesem Jahr erwarb Bernhardt Weidt für 40.100 Franc den Fronhof von der französischen Domänenverwaltung.

Er war Sohn der Pächterfamilie von Mellerhöfe. Anna Kindgen war in erster Ehe verheiratet mit Johannes Simons, Pächter des Fronhofes. Die Ehe wurde 1779 geschlossen. Der Ehe entstammten zwei Kinder die jedoch bereits im Kindsalter verstarben. Anna Kindgen wurde im Jahre 1793 zur Witwe.

Ihre 2.Ehe -mit Bernhard Weidt- wurde im Jahre 1797 geschlossen.

Ein Hinweis auf das Entstehungsjahr des Haupthauses geben die eingeschlagenen Eisen im Giebel. Es findet sich die Zahl 89 sowie die Buchstaben B W und A K. Möglicherweise meint 89 1789. Da die Ehe von Weidt und Kindgen erst im Jahre 1797 geschlossen wurde, findet sich hier jedoch ein Widerspruch, wurden die Buchstabeneisen später angebracht.

Engelbert Weidt, der später unter dem Spitznamen „der ahle Fruehalfe“ bekannt wird, ist der Sohn des Ehepaares. Im Alter von 20 Jahren sterben am 15. Dezember 1820 sonderbarerweise beide Elternteile:

Als die Mutter auf dem Sterbebett liegt, eilt der Vater zum Pastor um diesen für die Sterbesakramente zu holen. Auf dem Rückweg treffen sie am Tor auf Engelbert.
Der Vater bleibt stehen und sagt zu seinem Sohn: „Engel bett dich, et jeht got für dich“ – was so viel heißen soll wie: „bete, wenn deine Mutter stirbt erbst du alles von ihr“. Nach diesem Satz bricht Bernhard Weidt zusammen.

Die Mutter stirbt um 3 Uhr am Nachmittag -der Vater am gleichen Abend gegen 7.

An Bernhard Weidt und Anna Kindgen erinnert heute die „Nuht Goddes“ auf dem alten Friedhof in Wissersheim. Sie wurde von Engelbert im Jahre 1822 errichtet. Zuerst ohne Mantelbau, dieser wurde später hinzugefügt.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Wissersheim und die Kohle

Im 19. Jahrhundert befanden waren fast alle Wissersheimer in landwirtschaftlichen und handwerklichen Tätigkeiten beschäftigt. Die Gutspächter gaben Arbeit und hatten das Sagen, weil von Ihnen das Wohl und Wehe des ganzen Ortes abhing, wurde dem System Jahrhunderte gefolgt.

Zum Ende des 19. Jahrhundert startete jedoch auch in unserer Region die Industrialisierung. In der Ville fanden sich Braunkohlefelder, auch diese sorgten nun für Beschäftigung. Viele Wissersheimer waren und sind in der Braunkohleförderung tätig.

Auf Hubertus in Kerpen-Brüggen waren viele beschäftigt. Am 25.02.1928 ereignete sich bei der Brikettverpressung eine Kohlestaubexplosion. Dabei starben neben dem im Jahr 1878 geborene Wissersheimer Daniel Bünnagel, auch seine beiden Söhne Heinrich und Sebastian.

Dies war ein harter Schlag für die Familie, waren doch gleich drei Ernährer der Familie auf einen Schlag ausgelöscht. Eine so große Beteiligung an der Beerdigung hat Wissersheim bis dahin noch nie gesehen. Knappen von sämtlichen Gruben des Braunkohlereviers und von Steinkohlegruben von der Ruhr gaben das Geleit. Fortan war es für Bergleute verboten, mit ihren Kindern auf einer Schicht zu arbeiten.

Dennoch blieb die Bevölkerung der Kohle treu, wurde man hierdurch doch gut bezahlt und erhielt reichlich Deputat. Heute besteht das Deputat aus Strom- oder Gasfreimengen, damals wurden Klütten (Kohle-Briketts) geliefert.

Daneben war die Arbeit bei Rheinbraun ein richtiger Gesellschaftsförderer. Die Schützenbruderschaft und auch der Fußballverein lebten von den Verbindungen die sich im Tagebau bildeten. Die Vereinsheime im Ort wurden unter Zuhilfenahme von RWE gebaut. Der Hochstand am Schützenplatz beispielsweise, ist ein ehemaliger Freileitungsmast.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Das große Brandunglück von Wissersheim

Neben dem Fronhof war der Kanishof der wichtigste Bauernhof in Wissersheim. Heute befindet er sich am Ortsausgang Richtung Mellerhöfe. Dieser Hof ist jedoch nicht der echte Namensgeber der Kanisstraße, welche vormals Kanisgasse hieß.

Das eigentlich namensgebende Gut lag dort, wo heute unsere Martinskirche steht. Doch was war geschehen?

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war es durchaus gang und gebe, Gebäude mit Stroh zu decken. So war auch der wohl beachtlich große Kanishof von einem Strohdach bedeckt. An einem kalten Novemberabend, dem 28.11.1838 wird wohl ein Bewohner des Hofes mit einem offenen Licht auf den Speicher gegangen sein, um dort gelagertes Flachs zu holen.

Plötzlich hört man aufgeregte Stimmen schreien: “ Der Kanishof brennt“ Die Angst treibt viele Bewohner auf die Straßen. Es gibt noch keine organisierte Feuerwehr. Bis auf wenige Häuser finden sich in unserem Ort fast ausschließlich Fachwerkhäuser. Alle Bewohner strömen hastig mit Eimern ran um Wasser zu schöpfen, welche dem Brand ein ende bereiten sollen. Auch aus dem Nachbarort Rath kommen die Einwohner um zu helfen.

Die Feuerlohe wogt fauchend hoch. Funken sausen durch die Luft. Mit dem Wind werden sie übers ganze Dorf getragen. Inzwischen haben sich Menschenschlangen gebildet, welche das Wasser von Dorfpoolen (Frischwassertümpel) in Eimern von Hand zu Hand ins Zentrum des Ortes tragen.

Man versucht trotz der Hitze Tiere aus den Ställen des Hofes zu befreien. Für sie kommt jedoch bereits jede Hilfe zu spät. Der Witwe Trimborn bleiben nur noch wenige Kleidungsstücke, all ihr sonstiger Besitz verbrannte.

Der Funkenregen sorgt inzwischen für ein wahres Inferno. Zuerst brennen die Wirtschaftsgebäude, dann das Pastorat (konnte gerettet werden), sodann greift das Feuer auf das Haus Malzbender, dann auf den Hof Laufenberg, Botz und Wollersheim (damals alle im Zentrum des Ortes)

Plötzlich deutet jemand auf den Fronhof hier brennen auf einmal drei Scheunen sowie der Pferde- und Schafstall. Diese wurden ein Raub der Flammen. Im Zentrum des Ortes konnte lediglich das Pastorat an der Stelle des heutigen Spielplatzes gerettet werden, nicht aber die dazugehörenden Wirtschaftsgebäude.

Man schaffte es dann irgendwie den Flammen Herr zu werden.

Der Hof wurde an Ort und Stelle nicht neu errichtet, diese sollte bis zum Ende des Jahrhunderts auf ihre neue Bestimmung warten.

Diese Geschichte zeigt eindrucksvoll, dass, würden wir eine Zeitreise von etwa 200 Jahren machen, den Ort nicht wieder erkennen würden. Um die Jahrhundertwende, 19. zum 20. Jahrhundert, standen in Wissersheim etwa 4-5 massive Gebäude. Erst ab dem 20. Jahrhundert ist Wissersheim im heutigen Bild erkennbar.

Dem Artikel hinzugefügt sind Bilder der heutigen Kirche, des neuen Kanishofes und des Grabsteins der Familie Trimborn. Vermutlich der Grabstein des Ehemanns der Witwe Trimborn.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth