Wer in Wissersheim auf dem Holzweg unterwegs ist, ist nicht etwa auf dem sprichwörtlichen, sondern auf einem von vieren Feldwegen nordwestlich von Wissersheim.
Wie kommen die Wege zu ihren Namen? Holzwege oder Rückewege bezeichneten damals Wege, die gebraucht wurden um Holz aus Wäldern bei Rodungen abzutransportieren. Hier wurde Holz sicherlich aus dem Bergerbusch (Nörvenicher Wald) abtransportiert. Betrachtet man den Namen unseres Nachbarortes Rath, so ist auch dieser ein Hinweis auf eine erhebliche Rodung eines beinahe Urwaldes, die hier in den letzten 1000 Jahren statt gefunden hat. Rath kommt groberweise von Rodung.
Betrachtet man die Lage der Holzwege und von Rath, so kann man sich ausmalen wie groß der Bergerbusch mal gewesen sein muss. Auch die Landschaft sah damals gewiss anders aus.
Schon im vorletzten Jahrhundert, vor der ersten Flurbereinigung war die Biodiversität von erheblich größerer Vielfalt geprägt. So beschreibt es ein Bericht von Heinz-Johann Vieth in der Chronik von 1986, den ich hier wiedergeben möchte:
„Beim Anblick der damaligen Feldflur von Wissersheim wäre ein Ökologe unserer Tage vor Freude schier aus dem Häusschen geraten!
Kein Zweifel, dass sie abwechslungsreicher und schöner als heute war. Viele, oft winzig kleine Parzellchen, die die Feldmark in einen bunten Fleckenteppich verwandelten; wenige, grasbewachsene Feldwege; verschlungene, wild überwucherte Pfädchen; üppig mit Wildkräutern bewachsene Raine; kleine Buschinseln in deren Mitte sich die Maare versteckten; unberührte Brache; Feuchtzonen, in denen Amphibien ihren Lebensraum fanden; von Bäumen überschattete Feldkreuze; Feldblumen aller Art in verschwenderischer Fülle. Und überall eine artenreiche Tierwelt. Monokulturen und extensiv betriebene Landwirtschaft lagen noch in weiter Ferne.“
Weiter führt Vieth hier aus, dass es zu dieser Zeit ein graus gewesen sein muss, vorhandene Felder zu bewirtschaften, nicht jedes Feld war mit Wegen erreichbar, man musste über Felder gehen, um andere zu erreichen. Die Familie Hilden am Dorfplatz (heute noch von Familie bewohnt) hatte beispielsweise 62 Einzelparzellen, jedoch nur eine Gesamtfläche von 50 Morgen (12,5 Hektar) ausmachte.
Da war es schon wichtig den Überblick zu behalten. Einen Hinweis auf die Natur geben heute noch drei erhaltene Maare, über die ich euch in den nächsten Tagen berichten werden.
Bleibt gesund!
Herzliche Grüße
Carsten Vieth