Für viele von uns ist es eine Selbstverständlichkeit, dass zu Christi Himmelfahrt der Gymnicher Ritt um Gymnich unterwegs ist. Viele betrachten dabei freilich eher die Reiterprozession an der auch die Wissersheimer Schützenbruderschaft teilnimmt.
Was nicht so viele im Blick haben, sind die Wissersheimer Fußpilger, die sich Jahr um Jahr ca. um 6 Uhr in der früh aufmachen und nach Gymnich zur Frühmesse um 7 Uhr pilgern und dann noch die Fußprozession begleiten.
Nachdem mein Großvater 1959 nicht mehr Präsident der Schützen war und in Folge dessen inaktives Mitglied wurde, nahm er statt hoch zu Ross, zu Fuß an der Prozession teil und leitete die Fußgruppe einige Jahrzehnte. In einem Jahr hatten sie die falsche Abbiegung genommen, was ihm lange scherzhaft nachgehalten wurde.
Im Folgejahr stand dann auf einmal ein Schild bei dem entscheidenden Weg. Jemand hatte dort „St. Vieth`s Weg“ drauf geschrieben.
Leider fällt der Gymnicher Ritt für uns Wissersheimer in diesem Jahr aus, die Wissersheimer Schützen reiten nicht. Die Wissersheimer Pilger gehen nicht.
Seit wann Wissersheim an der etwa 800 Jahre alten Prozession teilnehmen ist unbekannt. Die Schützen nehmen wohl seit den 20er Jahren an der Prozession teil, genaueres ist jedoch nicht bekannt.
Worum geht es eigentlich beim Ritt:
Gemäß der Überlieferung nahm der Ritter Arnold von Gimmenich im frühen 13. Jahrhundert an einem Kreuzzug zur Rückeroberung Jerusalems teil. Dort soll er mit seinem Pferd knietief in Morast stecken geblieben sein. Eine verheerende Situation. Er schwor sich, falls er sich aus der misslichen Lage befreien könnte, würde er alljährlich einen Ritt zu Gottes Ehren um die Gemarkung seines Heimatortes vollziehen. Auf einmal flog schwirrend ein Schildhuhn auf. Das Pferd erschrak und machte einen gewaltigen Sprung in die Freiheit.
Fragt man Pilger und Reiter nach Geschichten, so haben diese viele auf Lager. Viele finden eine solche Tradition altmodisch. Doch gerade solche Traditionen sind es, die uns ausmachen.
Bleibt gesund!
Herzliche Grüße
Carsten Vieth