In früheren Zeiten, als Erscheinungen noch nicht in jeder Hinsicht wissenschaftlich auseinandergenommen wurden, waren Erscheinungen von Engeln, Geistern und Dämonen noch viel verbreiteter.
Von einer Art dieser Dämonen handelt die heutige Erzählung. Diese wurde von Karl Heinz Türk in seiner Veröffentlichung „Beiträge zur Geschichte des Nörvenicher Landes“ aus dem Jahr 1980 festgehalten. Hier ist eine Schilderung unseres ehemaligen Ortsvorstehers Johann Kindgen enthalten, der ein Erlebnis seines Großvaters Tillmann Kindgen wiedergibt.
Dieser musste zur Geburt seines Sohnes Wilhelm nach Nörvenich, um eine Hebamme zu holen. Er ging durch die Krabbelsgasse, die heutige Wasserturmstraße, und neben dem Wasserturm sah er links im Feld einen Feuermann, etwa dort, wo heute der Friedhof ist.
Was sind Feuermänner? Bei Feuermännern handelt es sich um Dämonen in Gestalt brennender, glühender Gerippe, die sich im Leben versündigt und nun büßen müssen. Ihre Erscheinung weist auf das Fegefeuer hin. Entgegen der allgemeinen Auffassung handelt es sich bei Feuermännern um freundliche Wesen, die versuchen Erlösung zu erlangen, in dem sie Menschen helfen und zur Erlösung nach Dankbarkeit streben. In der Dunkelheit leuchteten sie mit ihrer Gestalt den Weg.
So auch im Fall von Tillmann Kindgen. In der Dunkelheit wird er bis Nörvenich von diesem Dämon begleitet. Einzig um Rath macht der Feuermann einen bogen und kommt nicht mit durch den Ort. Vor Nörvenich wartet der Feuermann, um Tillmann Kindgen und die Hebamme wieder zurück zu begleiten. Auf dem ganzen Weg sagte wohl niemand ein Sterbenswörtchen. Der Hebamme blieb der Dämon verborgen.
Der Sage nach brauchte es zur Erlösung nur ein „Vergelt’s Gott“. Da dies nicht erfolgte, musste er weiter umherwandern. Aus unserer ganzen Gemeinde gibt es Berichte von solchen Erscheinungen.
In der heutigen Zeit gibt es wohl keine Erscheinungen mehr dieser Art, auch wenn so manch Trunkener sicherlich im dunklen Feld schon mal eine feurige Gestalt gesehen haben wird. Beim nächsten Mal dann ein „Vergelt’s Gott!“ in die Nacht.
Viele Grüße
Carsten Vieth