Eine weitere Begebenheit von der Hermann Schnitzler schreibt spielte sich um 1900 im Hause bei Franze Madelen – Magdalena Breuer, Ehefrau von Bäcker Franz Breuer ab. Im ganzen Ort gab es nur einen Weihnachtsbaum.
Sie wohnte laut Schnitzler in der Herriger Straße mit ihrem Sohn Reiner genannt Franze Neeres. Meinen Daten zu Folge müsste die Familie auf dem Schillerplatz im heutigen Hause Wenzke gewohnt haben.
Nachmittags nach der Andacht zog es die Kinder scharenweise zu Franze. Der alte Breuer saß neben dem Baum. Wenn das Zimmer voll war, wurde die Tür zugemacht. Die anderen Kinder mussten warten. Dann wurden die Kerzen angezündet, und die Kinder mussten singen. Nachdem einige Lieder gesungen waren, kam Franze Tant (so nannten die Kinder Magdalena Breuer) mit einem Korb voll mit Plätzchen. Jedes Kind erhielt eines. Die Plätzchen waren handgroß mit Zucker bestreut und schmeckten laut Schnitzler vorzüglich.
Dann mussten die Kinder für die nächste Kinderschar platz machen. So ging es an beiden Weihnachtstagen. Am Dreikönigstag wurde der Weihnachtsbaum geplündert und die Kinder erhielten nochmal etwas.
Egal ob Schneetreiben oder Regenwetter, so wurde es im Hause Breuer immer gemacht. Hermann Schnitzler merkt noch an, dass es jedem bekannt sein müsse, dass in einem Haus, wo in kurzer Zeit 100 Kinder waren nicht gerade aufgeräumt aussah. Die Familie Breuer war nicht gerade mit Glückgütern übersät. Frohe Kinderaugen waren Ihnen Reichtum genug.
Hermann Schnitzler merkt noch an, dass er damals zu Weihnachten einen Apfel, einige Nüsse und noch ein paar Karamellen erhielt. Weihnachtsbäume sind heute in jedem Hause, egal ob arm oder reich. Er setzt ein Fragezeichen dahinter, ob die Kinder mit all ihren Geschenken heute glücklicher sind, als sie es vor 120 Jahren waren.
Es muss wahrlich schön gewesen sein.