Wer diese Seite schon längere Zeit verfolgt, dem wird vielleicht aufgefallen sein, dass es nur sehr wenige Beiträge zu Wissersheim im Nationalsozialismus gegeben hat. Meist nur Beiträge die Personen beleuchten die gute Einzelhandlungen vollzogen haben.
Die Zeit des Nationalsozialismus in Wissersheim ist gut erfasst. Chronik der Volksschule und des Pfarrers Ingenlath, Aufzeichnungen von Hermann Schnitzler, Nachforschungen von Heinz-Adolf Ehser und eine Zusammenstellung des Heimat- und Geschichtsverein von Jürgen Dominikus bieten ein umfassendes Bild dieser Zeit.
Was hat uns bislang davon abgehalten, Geschichten über diese Zeit zu veröffentlichen? Es sind Rückschaufehler, die wir gerne begehen, wenn wir über Ereignisse dieser Zeit lesen. Wir gehen fest davon aus, dass wir nicht so gehandelt hätten, hätten wir in dieser Zeit gelebt. Durch diese Rückschaufehler kommt es dazu, dass Menschen dieser Zeit verurteilt werden. Menschen aus Familien, die heute noch hier leben.
Wir können allerdings nicht wissen, wie wir damals gehandelt hätten. Wir kennen die Stimmung nicht; wir kennen die Nachrichten- bzw. Propagandalage nicht; wir haben ein anderes Wertemodell. Wer sich heute in sozialen Medien betätigt, der weiß wie einfach Fehlinformation ist. Wir alle haben durch unsere Likes und Freundschaftsanfragen einen gewissen Informationshorizont geschaffen aus dem wir uns informieren. Nachrichten, die dem nicht entsprechen, nehmen wir nicht mehr wahr.
Stellen sie sich mal vor, dass Ihnen von „oben“ ein Informationshorizont gegeben wird, weil es keine andere Presse mehr gibt als den Völkischen Beobachter, wo Ihnen ein Radio ins Wohnzimmer gestellt wird, in dem jeder die Propaganda direkt aufs Tablett serviert bekommt. Wo es nur möglich ist, über den Tellerrand zu blicken, wenn man ausländische Nachrichten hört.
Die vorzustellen ist schier unmöglich. In den kommenden Beiträgen werde ich versuchen, auch die Zeit des Nationalsozialismus zu beleuchten. An dieser Stelle allerdings die eingehende bitte, genannte Personen nicht zu verurteilen. Ihr handeln mag zwar nach heutigen Maßstäben zweifelhaft sein, zur damaligen Zeit waren Sie allerdings normal und von der damaligen Gesellschaft akzeptiert. Es ist diese Akzeptanz der Gesellschaft, die das ganze Kapitel erst möglich machte.
Schaut man sich die Ereignisse am Bundestag oder in dieser Nacht am Kapitol in Washington D.C. an, so ist es leider nicht mehr weit hin.
Das Bild zeigt den Heldengedenktag (Volkstrauertag) im Jahr 1940.