Maibrauch in Wissersheim

Wie heute die Mainacht begonnen worden wäre, wird in dieser Weise erst seit 20 Jahren begangen.

Vorher gab es lange keine Junggesellen-Vereinigung. Verschiedene Veranstalter unter anderem die Feuerwehr stellten einen Mai auf. Dieser wurde nicht auf dem Spielplatz aufgestellt, sondern auf dem Schillerplatz, oder auf dem kleinen „Dreieck“ der Einfahrt zum Fronhof.

Es gibt Bilder aus den Vorkriegsjahren und kurz nach dem Krieg, wo es Maiumzüge und Maikönigspaare in Wissersheim gab. Dazu sind aber noch nicht so viele Erkenntnisse gesammelt. Dieser Text soll eher die letzten 20 Jahre behandeln.

Im Jahr 2000 wurden die Junggesellen wieder organisiert. Der Ballsportverein initiierte dieses Treffen und half bei der Ausrichtung der Mainacht. Im Folgejahr kam es zum Streit, die Junggesellen wollten allein Ausrichter sein, daher wurden im Jahr 2001 gleich zwei Dorfmaie gestellt. Einer auf dem Spielplatz und einer auf dem Schillerplatz.

Da es auch unschöne Vorwürfe gab schritt der damalige Ortsvorsteher Ferdinand Schmitz ein und regelte die Angelegenheit, in dem sich die Junggesellen eine Satzung gaben und eine Picknick-Bank auf dem Spielplatz spendeten.

Diese Angelegenheit ist lang vergessen. Mai Jonge und Ballspielverein haben die Sache längst hinter sich gelassen und helfen sich nach dem rheinischen Motto: „Loss me us widder verdrage!“

Ein weiterer Punkt an dem neuen Maibrauchtum ist die lang gehegte Rivalität zu den Jungs aus Rath. Der Dorfmai wurde die letzten 20 Jahre in Ruhe gelassen, jedoch gab es immer mal wieder „Störfeuer“. Ein Maijunge aus Wissersheim, hat in einer Aktion einmal das Rather Baumloch mit Beton gefüllt und musste es, weil erkannt, wieder frei machen.

Inzwischen gibt es zwischen den beiden Orten eine gelebte Partnerschaft. Man fährt zusammen in den Wald um die Maien zu holen, und die Wissersheimer halten in der Mainacht beim Rather Fest um zwei, oder drei im Sinne des Maibrauchtums gemeinsam zu genießen.

Im Jahr 2014 wurde der Maibaum einmalig in seiner Geschichte angesägt und musste aus Gründen der Verkehrssicherung vom Bauhof gefällt werden. Im Jahr 2015 oder 2016 musste der Baum gefällt werden, weil jemand die Holzpfosten aus der Halterung gezogen hatte.

Aufgrund eines Vorfalls im Jahr 2017 in einem anderen Ort unserer Gemeinde, nahm sich die Gemeinde dem Maibrauchtum an und überprüfte die Rechtslage.

Es ist dem Verhandlungsgeschick unseres Bürgermeisters und der Entscheidung des Gemeinderats zu verdanken, dass das Maibrauchtum in heutiger Zeit mit neuer Halterung, u.a. statisch abgenommen, stattfinden kann.

Was in jedem Jahr ebenfalls dazugehört sind die belehrenden Sprüche von den ehemaligen Maijungen. „Der Baum ist viel zu klein, sowas haben wir damals mit zwei Mann gestellt“ ist zum Beispiel ein viel gehörter Ausspruch.

Habt ihr Geschichten zur Mainacht? Dann raus damit. Schreibt sie in die Kommentare.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Der Wasserturm von Wissersheim

Im Westen des Ortes steht seit über 100 Jahren das „Wahrzeichen“ von Wissersheim. Mit einer Höhe von 24 Metern überragt der 1908 errichtete Wasserturm selbst die Kirche von Wissersheim und ist weithin sichtbar.

Anfang des 20. Jahrhunderts standen zur Wasserversorgung von Wissersheimer noch zwei Handpumpen zur Verfügung. Die Eine stand in der Oberstraße, die Andere am heutigen Schillerplatz. Außer den Pumpen gab es im Ort einige Tümpel, genannte Pohle, die der Landwirtschaft zur Versorgung des Viehs dienten. Die ehemaligen Gemeinden Rath und Wissersheim beschlossen gemeinsam die Errichtung des Wasserturms.

Sinn eines Wasserturms ist die Bereitstellung einer ständigen Wasserabgabe bei Ausgleich von Druckschwankungen. Hat man beispielsweise bei der Brunnenpumpe eine Einspeisestärke von 1000 Liter/Minute und der Verbrauch liegt bei 600 Liter/Minute, wird der Hochbehälter im Wasserturm mit den übrigen 400 Litern/Minute gefüllt. Liegt die Abnahme über 1000 Liter/Minute, wird Wasser aus dem Hochbehälter mit eingespeist. Fehlende Kapazitäten somit ausgeglichen. Durch die Höhe wurde auch der Druck hergestellt.

Bei Ausfall der Pumpe konnte der Hochbehälter zur Kompensation herangezogen werden. Des Weiteren war es möglich die Pumpe über den Nebenantrieb eines Treckers anzutreiben. Wie es gegen Ende und noch eine Zeit nach dem Krieg auch erfolgt.

Im Jahre 1909 konnte erstes Wasser aus dem neuen Rohrnetz entnommen werden und die alten Handpumpen hatten ausgedient. Bis ins Jahr 1953 diente zur Wasserentnahme ein 28,30 Meter tiefer Brunnen. Der Behälter des Wasserturmes hatte ein Fassungsvermögen von ca. 330 Kubikmetern Wasser. Im Jahre 1954 musste aufgrund der Grundwasserabsenkung ein neuer Brunnen gebohrt werden. Dieser war nun 54,20 Meter tief. Schon im Jahr 1956 wurde ein dritter Brunnen gebohrt. Schon bald wurde mit dem Wasser auch Sand und Kies gefördert und ab 1959 wurde ein Vertrag mit der Rheinischen Aktiengesellschaft für Braunkohlebergbau und Brikettfabrikation (RAG) ein Vertrag über die Ersatzlieferung von Wasser getroffen, da die Grundwasserabsenkung tagebaubedingt erfolgte.

Spätestens seit diesem Zeitpunkt war der Wasserturm ungenutzt und verkam zusehends bis Ende der 80er Jahren eine Veräußerung erfolgte. Seither befindet sich der Wasserturm im Eigentum des Bildhauers Günter Thelen, welcher den Turm umfassen renovierte und diesen zu einem Wohnhaus ausbaute. Im Erdgeschoss befindet sich sein Atelier.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Der letzte Bürgermeister der Gemeinde Wissersheim

Beim Anblick des des Straßennamens Johann-Kindgen-Weg, schon mal gefragt, woher dieser stammt? Wenige kennen diesen Weg, jedoch kennen viele seinen Namensgeber.

Johann Kindgen war der letzte Bürgermeister der Gemeinde Wissersheim. Dieses Amt hatte er von 1953 bis zur Eingemeindung in die Stadt Erftstadt 1969 inne. Anschließend war er von 1969 bis 1981 Ortsbeauftragter/Ortsvorsteher von Wissersheim. Zudem gehörte er von 1953 bis zu seinem Tode dem Betriebsausschuss des Wasserwerkes Wissersheim-Rath an, welchem er viele Jahre vor stand.

Johann Kindgen stammte aus einer Familie, welche tief in unserem Ort verwurzelt war. 3 seiner Brüder fielen dem 2. Weltkrieg zum Opfer. Sein Vater war über viele Jahre Küster der Pfarrkirche von Wissersheim. Später wurde er selbst Küster.

Aus Erzählungen weiß man, dass er auf ein ausgeklügeltes Ablagensystem setzte, im Regal wo die Eier gelagert wurden konnte er all seine wichtigen Unterlagen ablegen.

Er engagierte sich überall im Ort und erfreute sich daher großer Beliebtheit. Gemeinsam mit Pfarrer Heinrich Ingenlath setzte er sich für einen regelmäßigen Busverkehr und befestigte Straßen ein.

Vor seiner Amtszeit musste man nach Pingsheim oder Nörvenich laufen, um zur Straßenbahn oder Fernbus zu kommen, weil die Straßenverhältnisse in Wissersheim zu schlecht waren.

Wofür er sich auch einsetzte war die Friedensstraße. Damit dort genügend Familien hinzogen, warb er auch schon mal direkt auf dem Flüchtlingsamt in Düren um Interessenten.

„Kuth noh Wesseschem, do künnt ühr siedele“ Damals war der Dialekt noch weit verbreitet, es ist zu bezweifeln, dass Interessenten etwa aus den ehemaligen Ostgebieten Kindgen beim ersten Mal überhaupt verstanden.

„Kindschen Scheng“ (so im Ortsmund) verstarb 71jährig am 31. Oktober 1981. Ein halbes Jahr zuvor übergab er das Zepter an seinen Nachfolger Christian Strack.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Wer erinnert sich an „Botze Mäthes?“

„Botze Mäthes“ geb. Matthias Godesberg, wurde am 11.09.1921 in Wissersheim als 2. Sohn der Eheleute Hubert Godesberg und Elisabeth Godesberg (geb.Zens ) geboren.

Der Name Botze hatte sich, wie Carsten schon beschrieben hat, durchgesetzt da dort vermutlich die Schmiede von Botz gestanden hat.das Haus links neben der Kirche.
Einmal kam ein Vertreter an die Türe und wollte sich besonders fein ausdrücken. Er sagte „guten Tag Herr Hose“ wollte er doch höflicherweise den Nachnamen hochdeutsch aussprechen.

Matthias älterer Bruder Josef war der erste Wissersheimer der im 2.WK gefallen ist. Seine jüngere Schwester war Anna Esser verw. Käufer, die später den Lebensmittelladen in Rath führte (meine Oma).

Während des Krieges war Mäthes 4 Jahre eingezogen, davon lange in Kriegsgefangenschaft, sowohl in der Nähe von Wien, als auch in den Niederlanden.

Er litt er an Tuberkulose und wurde unglaublich dünn. Niemand hat mehr gedacht dass er überleben würde.

Er führte den landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern fort in dem er von klein an schwer gearbeitet hat.
Am 29.9.1955 heiratete er Christel Zens. Sie bekamen 1956 eine Tochter, die ihre Eltern als sehr liebevoll und fürsorglich beschreibt.
Mit 4 Jahren war sie im Krankenhaus, und wie damals üblich durften Kinder nicht besucht werden. Annette, seine Tochter, hatte große Angst so alleine. Plötzlich hörte sie auf dem Flur lautes Geschimpfe. Mäthes hatte geklingelt und als die Schwester ihn abweisen wollte stellte er den Fuß in die Türe und sagte: „ ich besöke meng Doater“ (ich besuche meine Tochter)
Er war sehr hilfsbereit.
So fuhr er mit seinem Neffen, morgens nach Gut Ving, wo dieser in der Lehre war. Damit er nicht alleine im Dunkeln fahren musste wovor er Angst hatte, begleitet Mäthes ihn.

Die Wissersheimer kannten ihn als stets lustigen und zu Scherzen aufgelegten Mann, der mit seinem Damenfahrrad und mit Strohhut unzählige Runden durchs Dorf drehte. Er war sehr gesellig und äußerst beliebt, vor allem bei den jungen Leuten.
Er schnitt Grimassen und erzählte Witze.
Auch bei uns kam er jeden Tag viele Male vorbei, drehte eine Runde auf dem Hof und fuhr weiter.
Onkel Mäthes wusste alles was im Ort passierte. Er kannte die Geschichte und jedes Gesicht. Er liebte es von früher und vor allem vom Krieg zu erzählen.Leider gibt es davon keine schriftlichen Aufzeichnungen.

Seine Tochter erinnert sich dass sie eines Morgens ein Kälbchen bekamen und im Stress vergaßen die Eltern die Erstklässlerin zur Schule zu schicken.
Der Lehrer Oberhäuser holte jeden Abend ein Kännchen Milch. Auch an diesem Abend kam er wieder vorbei.
Mäthes sagte:“ Herr Lehrer et det uns led, mir han hück morje e Kälbche krieje, do han mir janz verjesse dat kleen en de Schol ze schecke“
Der Lehrer bekam die Kanne randvoll mit Milch und damit war die Sache erledigt.

Sonntags vor der Kirche trafen sich immer einige Männer bei ihm im Hof und tranken vorher einen Kaffee. Auch sonst saß Mäthes später gerne im Hof und winkte jeden herein der vorbei ging mit den Worten: „ Christel breng en tass Kaffee mir han Besoch!“ was sie auch gerne tat.

Es war immer was los auf diesem Hof.
Hier gab es auch die Bell- Stube von der ich hier schonmal berichtet habe.

Anfang der 90er fand in Wissersheim eine 50-jährige Ehrenkommunion statt. Es wurden im Hochamt alle geehrt, die vor 50 Jahren zur ersten heiligen Kommunion gegangen waren. Kurz bevor das Fest stattfand wurde bekannt dass Mättes genau auf den Tag vor 60 Jahren zur Kommunion gegangen war. Nun war er die wichtigste Person im Ort!

Mit dem Alter wurde Mättes immer fülliger, er sagte sehr gerne im Scherz er sei der dickste Bauer auf der Hauptstraße.

Seine Tochter berichtet dass sie einmal mit ihm in Düren beim Arzt gewesen sei, im Anschluss habe sie noch einige Besorgungen zu machen und ließ ihn bei einer Tasse Kaffee im Kaufhof Restaurant. Als sie verspätet und sorgenvoll wiederkam saß er mit diversen Leuten am Tisch und alle lachen
„ He die Löck sin us Eischwieler un die us Vettwiß“ er hatte viele Leute kennengelernt und sich keine Minute gelangweilt.

Mäthes war nicht nur ein guter Vater, sondern auch ein guter Opa. Er hat 2 Enkelkinder die heute selber jeweils 2 Kinder haben. Diese hat er leider nicht mehr kennengelernt.
Als er in Rente war half er seiner Tochter immer im Garten.
Er kannte auch in Niederau, wo sie wohnt, jeden, wollte aber niemals dort hinziehen oder da in der „knubbeligen Erde“ beerdigt werden.
Nach getaner Arbeit sagte er: „ich ben ene Wessescheme, ich will hem“

Er sagte immer „wenn ich ens dut ben kann man sagen dat wor ene fliessige Minsch“

Gestorben ist er am 18.9.2000 im Alter von 79 Jahren und liegt natürlich auf dem Wisserhseimer Friedhof begraben.

Liebe Grüße
Maria Käufer

Adolph Kolping und seine Verbindungen zu Wissersheim

Adolph Kolping war ein katholischer Theologe des 19. Jahrhunderts welcher sich mit der sozialen Frage im Zeitalter der Industrialisierung auseinander setzte. Er begründete das Kolpingwerk, welches insbesondere Häuser für Wandergesellen bot. Die Walz, so der Name für das, was die Wandergesellen machten, hatte eine Funktion. Für die Zulassung zur Meisterprüfung mussten die Gesellen auf die Walz um weiteres Können und Erkenntnisse zu sammeln.

Noch heute ist Kolping Vorbild für viele Christen und Inbegriff von Fürsorge und soziales Gewissen.

Doch was hat der in Kerpen geborene Theologe mit Wissersheim zutun?

Kolpings Vater war Lohnschäfer auf Gut Ving, das zwar zur Bürgermeisterei Gymnich, jedoch zur Pfarrei Wissersheim gehörte. So kam es, dass Kolping des öfteren mit auf Ving aushalf. So lernte er auch Maria Helena (Marialen) Meller kennen, die Tochter des Gutspächters.

Viele Jahre später wurde Kolping, durch einen Brief, zu einem Haus in der Kölner Altstadt gebeten. Dort fand er Marialens Hauslehrer von Gut Ving in den sie sich gegen den Willen ihres Vaters verliebt hatte. Dieser lag im Sterben und bat Kolping ihm beizustehen und für seine Beerdigung zu sorgen.

Marialen, da sich ihr Vater durchgesetzt hatte, hatte in der Zwischenzeit ein Gelübde abgelegt und wollte einem Theologiestudenten, dass Studium bezahlen. Dieser Student sollte Kolping sein. Marialen Meller hatte dafür ausreichend Mittel zur Verfügung, war die Familie Meller doch ein altes rheinisches Bauerngeschlecht.

Die Freundschaft zwischen Kolping und Meller sollte sich noch viele Jahre entwickeln.

So kann man es als Fügung ansehen und sich aus dem Fenster lehnen, in dem man feststellt, dass wohl ohne Meller und Gut Ving niemals ein Kolpingwerk gegründet worden wäre.

Adolph Kolping verstarb am 04. Dezember 1865
Marialen Meller verbrachte ihre letzten Jahre bei ihrem Verwandten Engelbert Weidt auf dem Fronhof bevor sie am 19. Mai 1878 starb.

Nach Kolping ist heute die Kolpingstraße benannt.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Fieren liever dan sie fasten

Viele Wissersheimer haben bestimmt schon mal von diesem Spruch gehört, können aber nichts damit anfangen. „Fieren liever, dan sie fasten“ ist ein 500 Jahre alter Spruch der noch heute eine recht gute Beschreibung der Wissersheimer Bevölkerung ist. In der Reformationszeit, so um das 16. Jahrhundert befindet sich Wissersheim unter Verwaltung des Herzogs von Jülich. In Regelmäßigkeit finden Visitationen statt, worüber sich noch heute Protokolle finden. In einem Bericht vom 10. Juni 1550 heißt es „Fieren liever, dan sie fasten“

Diese Bemerkung über Wissersheim fällt in eine Zeit großer Entbehrungen in der Region. Kaiser Karl V., welcher als Karl II. König von Spanien war und Herzog Wilhelm von Jülich lagen im Streit. Im Jahr 1543 kam es zum Aufeinandertreffen. Die wehrhaften Bauern aus den Ämtern Düren, Nideggen und Nörvenich – hierzu gehörte auch Wissersheim – mussten sich in Düren sammeln. So kam es, dass sich hier ein Heer von 1.000 geharnischten Rittern und weiteren 18.000 Mann Fußvolk versammelten. Ihm entgegen stand der Kaiser, welcher in Nörvenich quartier bezog. Seine spanischen Legionäre, wurden in den umliegenden Orten untergebracht. Wohl auch in Wissersheim. Wenn die Wissersheimer zu dieser Zeit zum Feiern aufgelegt waren, wird dies wohl kaum an heutige Maßstäbe reichen. Möglicherweise verstanden es die Wissersheimer jedoch, besser mit schweren Umständen klar zu kommen.

Doch es blieb nicht bei diesem einen Konflikt. In der Umgebung tobte der Kölnische Krieg zwischen Kölner Erzbischof Gebhard Truchseß – hatte sich zum Protestantismus bekannt – und dem neuen Erzbischof Ernst von Bayern.

Die heutige Stadt Kerpen befand sich zu Anfang des 16. Jahrhunderts unter spanischer Herrschaft. Im Jahr 1578 wurde die Stadt von den Holländern erobert. Im folgenden Jahr belagerten die Spanier Kerpen und gewannen es am Dreikönigstag zurück. Wir können leicht erahnen, dass die Nähe zu Kerpen wohl ebenfalls seine Auswirkungen auf unseren Ort gehabt haben wird.

Später sorgte der Dreißigjährige Krieg dafür, dass die Nachbarorte Eggersheim, Dorweiler, Hochkirchen, Irresheim, Poll und Rath 7 Jahre weitestgehend menschenleer gewesen sein sollen. Gleiches ist von Wissersheim nicht verzeichnet.

Durch unsere Historie ziehen sich weitere blutige Spuren.

Wenn also über unsere Bevölkerung gesagt wurde „Fieren liever, dan sie fasten“ kann man dies wahrlich als Kompliment verstehen. Bedeutet es doch, dass die Wissersheimer es verstanden mit dieser schweren und entbehrlichen Zeit klar zu kommen und das beste hieraus zu machen.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Die Familie, die Spreu vom Weizen trennt

In Wissersheim gab es wie häufig geschrieben viele Landwirte und Ackerer. Wer mal den Bauern beim Kölner Karneval gesehen hat, wird auch den Dreschflegel gesehen haben.

Damals wurde das Getreide per Hand gedroschen, also die Spreu vom Weizen getrennt. Dazu brauchte man Kraft und Zeit. Bedingt durch die harte körperliche Arbeit werden die Menschen damals viel kräftiger gewesen sein. Damals lebte man aber auch nicht so lang, weil die Einwirkung auf den Körper brachial war.

Eine wichtige Neuerung waren sogenannte Dreschmaschinen, hier wurde das, was vorher von Hand gemacht werden musste maschinell erledigt. In Wissersheim gab es nach und nach einige Dreschmaschinen. Heute zeige ich euch Bilder der Dreschmaschine von Heinrich Schauff. Der Hof befindet sich noch heute auf der Oberstraße, nämlich in der Hausnummer 36 (damals Hausnr. 2).

Der Vater Peter hatte bereits dieses Unternehmen. Es wurde um 1910 von seiner Witwe geleitet. Die Söhne Johann und Fritz führten das Unternehmen weiter und bauten es sogar aus. Dazu kam ein weiterer Standort in der Oberstraße 22 (damals Hausnr. 12/heute Partyservice Schöddert).

Neben der Lohndrescherei betrieben die Brüder auch eine Fruchthandlung und ein Fuhrunternehmen. Dies war wichtig, denn die kleinen Ackerer hatten nicht die Mittel und die Zeit ihre Frucht zum Markt, bzw. zur Müllerei zu fahren. Daher kaufte man die Frucht vor Ort auf und transportierte ihn zur Müllerei oder zum Handel. Dies war in etwa vergleichbar mit der Arbeit der Buir/Bliesheimer Agrargenossenschaft.

Mit dem Aufkommen von Mähdreschern und dem Rückgang der kleinen Landwirte reduzierte sich das Geschäftsfeld auf Fuhrunternehmen. Ein Sohn ging später nach Herrig. Schaut man dort auf ein Tor der dort Ansässigen Spedition Zander steht dort immer noch Spedition Fritz Schauff.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Der letzte Schmied von Wissersheim

Wie gestern bereits erwähnt wurde Arnold Botz im Jahr 1946 zum Bürgermeister von Wissersheim gewählt. Arnold war im Hauptberuf Schmied. Er übernahm den Familienbetrieb von seinem Vater Heinrich Botz.

Die Familie hatte ihre Schmiede zuletzt in der Kanisstraße beim heutigen Reitstall Gilles. Vorher muss die Schmiede irgendwann einmal in der Oberstraße gewesen sein, da das Haus Oberstraße 9 (Godesberg) a Botze heißt. Vielleicht war damit aber auch das Haus zwischen der Oberstraße 7 (Heidbüchel) und Oberstraße 9 gemeint.

Hier stand einmal ein Fachwerkgebäude. Das Gebäude Oberstraße 7 nannte man a Schmette.

Damals wird es wohl weitere Schmieden in Wissersheim gegeben haben. In Wissersheim gab es viele Landwirte und Ackerer und somit wohl auch einen großen Bedarf an Hufeisen und sonstigen Schmiedegütern.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Der Tod des jungen Ortsbürgermeisters

Wir schreiben das Jahr 1945, Wissersheim wurde von den Amerikanern eingenommen und der Ortsbürgermeister Andreas Hambach (war dies wohl nur kurze Zeit, da von 1933 bis 1945 Wilhelm Zens Ortsbürgermeister war) abgesetzt.

Statt ihm wurde der aus Wissersheim stammende Redakteur Bernhard Haas von den Amerikanern als Ortsbürgermeister eingesetzt. Da dieser jedoch am 24.04.1945 zum Amtsbürgermeister des Amtes Nörvenich (Vorgänger Gemeinde Nörvenich) wurde die Stelle des Ortsbürgermeisters vakant.

Alsbald wurde ein Nachfolger gefunden. Am 26.06.1945 wurde der 32-jährige Bernhard Durst zum Ortsbürgermeister bestimmt. Der Pfarrer notierte zu ihm „ein junger Mann mäßiger Bildung, Erfahrung und Ansehen“. Ein hartes Urteil, welches wohl nur auf sein junges Alter bezogen war. Er war wohl eingesetzt worden, weil sein Vater oder Großvater bereits Bürgermeister gewesen war.

Am 22.06.1946 fuhren Bernhard Durst mit Joseph Lichtschläger mit dem Motorrad geschäftehalber nach Marialinden bei Overath. Sie stießen dort mit einem Auto zusammen und stürzten schwer. Beide überlebten zwar den Sturz und wurden auch ins Krankenhaus gebracht, jedoch verstarb zunächst Bernhard Durst und dann wenige Tage später am 29.06.1946 der Fahrer Joseph Lichtschläger.

Bernhard Durst sollte den elterlichen Hof übernehmen. Sein Bruder Arnold Durst war nach Overath gezogen um dort mit seiner Frau auf deren Hof zu arbeiten. Der Tod seines Bruders änderte seine Pläne. Im Jahr 1948 als sein Vater gestorben war kehrte er zurück nach Wissersheim um seinerseits den Hof seiner Familie zu bewirtschaften.

So kam unter Anderem Hajo Durst mit seinen Eltern aus Overath nach Wissersheim.

Bernhard Dursts Nachfolger als Ortsbürgermeister wurde am 04.07.1946 Arnold Botz gewählt, ein Schmiedemeister.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Was früher auf dem Spielplatz stand

Die Kinder früher brauchten keinen Spielplatz, bereits die gewöhnlichsten Gegenstände wie Stöcke und Steine wurden zu Spielzeugen und mit Ihnen wurde Cowboy und Indianer oder Räuber und Gendarm gespielt.

Lange Zeit hatte Wissersheim daher keinen Spielplatz, dieser dürfte wohl erst so Mitte der 70er Jahre angelegt worden sein.
Angelegt wurde dieser auf dem Platz gegenüber der Kirche. Bis in die 60er Jahre war dies Kirchenland.

Beim Brand vom 28.11.1838 wurden auf dem Platz auch Wirtschaftsgebäude der Kirche zerstört. In den 20er Jahren wurde hier ein Jugendheim errichtet. Darin konnte sich nun die Jugend treffen. Die Schützen und ein Theaterverein fanden hier auch ihre Heimat und hielten Versammlungen, Feste und Aufführungen ab.

Im zweiten Weltkrieg wurde der Saal schwer beschädigt und nach dem Krieg abgerissen, auch wenn er zwischen zeitig mal genutzt worden sein soll.

Die Kirche hat lang an diesem Platz festgehalten, da sie davon ausging auf diesem Platz ein neues Heim zu errichten. So kam es nicht. Das Heim wurde an der Kanisstraße errichtet und der Platz an die Gemeinde veräußert.

Die Bilder zeigen den Platz, bzw. das vermutliche Innere des Saals.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth