Wissersheim und die Drogen

Wer die Überschrift liest wird wohl zunächst mal an den Kolonialwarenhandel Ismar an der Ecke Oberstraße und Kanisstraße denken, bei dem es sichtbar „Drogen“ zu kaufen gab. Das Wort Droge kommt ursprünglich aus dem niederländischem „droog“ was trocken bedeutet. Gemeint waren dabei hauptsächlich getrocknete Heilmittel wie Tee, Essenzen und Tinkturen. Nur umgangssprachlich bezeichnen Drogen Rauschmittel die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen.

In Wissersheim spielte Drogen in diesem Sinn auch schon immer eine Rolle. Der Geruch von Cannabis dürfte wohl jedem im Ort bekannt sein. Dies wohlgemerkt nicht nur heute, sondern in den letzten 50 Jahren regelmäßig.

Auch andere Rauschmittel werden hier konsumiert und verkauft. Als der Leverkusener Trainer Christoph Daum 2000 Bundestrainer werden sollte, verhinderte dies wohl der größte Skandal der bisherigen Bundesligageschichte. Ihm wurde der Konsum von Kokain vorgeworfen, was später in einer Haaranalyse bestätigt wurde.

Weniger bekannt ist, dass Daum das weiße Gift unter anderem in Wissersheim bezog. Dies berichtete jedenfalls das vertrauenswürdigste Medienorgan des deutschen Journalismus – die Bild.

Ein weiteres Mal sorgte Wissersheim für Schlagzeilen, als eine Familie eine große Menge Kokain (mehrere Kilo) aus der Dominikanischen Republik schmuggelte. Die Kinder trugen entsprechende Pakete am Körper. Darüber berichtete damals nicht nur die Zeitung sondern auch das Fernsehn.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Das Wissersheimer Original Engelbert Weidt oder besser bekannt als der „ahle Fruehalfe“

Inmitten unseres Ortes steht seit jeher der Fronhof. Wann er tatsächlich erbaut wurde weiß niemand so genau.
Erstmalig erwähnt wird er wohl im Jahre 1222. In dieser Zeit gehört er zum Stift Chrysentius und Daria in Münstereifel. Geführt wurde er stets als Pachthof, bis ins Jahr 1804.

In diesem Jahr erwarb Bernhardt Weidt für 40.100 Franc den Fronhof von der französischen Domänenverwaltung.

Er war Sohn der Pächterfamilie von Mellerhöfe. Anna Kindgen war in erster Ehe verheiratet mit Johannes Simons, Pächter des Fronhofes. Die Ehe wurde 1779 geschlossen. Der Ehe entstammten zwei Kinder die jedoch bereits im Kindsalter verstarben. Anna Kindgen wurde im Jahre 1793 zur Witwe.

Ihre 2.Ehe -mit Bernhard Weidt- wurde im Jahre 1797 geschlossen.

Ein Hinweis auf das Entstehungsjahr des Haupthauses geben die eingeschlagenen Eisen im Giebel. Es findet sich die Zahl 89 sowie die Buchstaben B W und A K. Möglicherweise meint 89 1789. Da die Ehe von Weidt und Kindgen erst im Jahre 1797 geschlossen wurde, findet sich hier jedoch ein Widerspruch, wurden die Buchstabeneisen später angebracht.

Engelbert Weidt, der später unter dem Spitznamen „der ahle Fruehalfe“ bekannt wird, ist der Sohn des Ehepaares. Im Alter von 20 Jahren sterben am 15. Dezember 1820 sonderbarerweise beide Elternteile:

Als die Mutter auf dem Sterbebett liegt, eilt der Vater zum Pastor um diesen für die Sterbesakramente zu holen. Auf dem Rückweg treffen sie am Tor auf Engelbert.
Der Vater bleibt stehen und sagt zu seinem Sohn: „Engel bett dich, et jeht got für dich“ – was so viel heißen soll wie: „bete, wenn deine Mutter stirbt erbst du alles von ihr“. Nach diesem Satz bricht Bernhard Weidt zusammen.

Die Mutter stirbt um 3 Uhr am Nachmittag -der Vater am gleichen Abend gegen 7.

An Bernhard Weidt und Anna Kindgen erinnert heute die „Nuht Goddes“ auf dem alten Friedhof in Wissersheim. Sie wurde von Engelbert im Jahre 1822 errichtet. Zuerst ohne Mantelbau, dieser wurde später hinzugefügt.

Es ritt einst ein heruntergekommen aussehender Herr auf einem Pferd nach Köln.
Der scheinbar verkommene Mann wollte ein Haus erwerben und begab sich in Verhandlung. Das Gegenüber, scheinbar verdutzt und voller Zweifel an der Zahlungskraft des Reiters, blieb recht zaghaft.
Um keinen Streit vom Zaun zu brechen wird nun leise und zögerlich nach einer Sicherheit gefragt, denn schließlich geht es beim Hauskauf um einen hohen Betrag, welchen man bezahlt wissen will!

Kaum war der Zweifel ausgesprochen, griff der ungepflegte Reiter in seine Manteltasche und legte den kompletten Kaufpreis vor sich auf den Tisch.
Der Reiter ist uns besser bekannt als der Ahle Fruehalfe Engelbert Weidt.

Im letzten Teil haben wir bereits erfahren, dass es sich bei ihm um einen sehr geizigen Zeitgenossen handelte.
Es ist auch von ihm überliefert, dass er, als der Krieg/Revolution über Deutschland zog, alles Gold das er besaß in großen Kannen im Keller einmauerte. Als Stöpsel verwendete er zusammengedrehte Geldnoten.
Später, als wieder Frieden eingekehrt war, barg er die Kannen:
Die Goldmünzen waren noch erhalten, doch die Banknoten waren verfallen und damit wertlos. Fluch des Geizes – mag man hier wohl treffend anmerken.

Wir hörten auch schon über die Späßchen des Fronhalfen.

Am schlimmsten hatte es wohl seine Hauswirtschafterin:
Hatte sie gerade das Haus geschrubbt, ließ er einen Knecht Kohle durch die gereinigten Räume schleppen.

Ein weiteres Ziel war ein armer Knecht, der weit draußen bei Gluthitze einsam ein Feld pflügte.
Sich der Einsamkeit sicher entledigte er sich seiner Kleidung, um die Temperaturen besser aushalten zu können. Engelbert Weidt, wieder einmal eine Gelegenheit witternd, nahm dem Knecht heimlich die abgelegte Kleidung weg. Notdürftig bekleidet gings nach getaner Arbeit zum Spießrutenlauf durch das Dorf.

Seine Späßchen sorgten jedoch leider auch dafür, dass der Fronhalfe einsam blieb.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Ein weiteres Wissersheimer Original: „Buch Zill“

Im abergläubischen ländlichen Volk gab es viele Ängste, vor allem vor dem Tod. Dieser konnte sich ankündigen durch bestimmtes Vogelrufen oder durch Kerzen die plötzlich ausgingen.

Aber genauer bestimmen konnte den Tod eine Wissersheimer Bürgerin, und wie so oft in unserem Dorf hatte sie auch einen Spitznamen, dieser lautete „Buch Zill“
Buch von platt = Bauch, sie hatte so einen dicken Bauch dass sie aussah als sei sie hochschwanger gewesen.
Von den Kindern des Ortes wurde sie verspottet, aber die Alten hatten Respekt vor ihr.

Sie lebte zurückgezogen und kam nur in die Häuser wenn etwas schlimmes bevorstand.

Sie ahnte im Voraus wenn jemand sterben würde. Sie ging so oft am Haus vorbei wie sie nur konnte. Wenn sie nicht reingebeten wurde betrat sie das Haus irgendwann ungefragt. Es hatte den Anschein als ob sie das nicht für sich behalten konnte. Sie musste die Botschaft überbringen.
Allerdings sprach sie nicht von sich aus. Man musste sie fragen.

So kam sie im Frühjahr 1954 in die Kanisstrasse 6 und sagte auf Nachfrage seiner Schwester Maria: „euer Franz wird sterben“
Er war jung, die Geburt seines Sohnes stand kurz bevor, er war gesund.
Drei Monate später war er tot und hinterließ seine Frau und seinen 2 Monate alten Sohn.

Buch Zill:

Cäcilia Zensen
Geboren 19.8.1872
Gestorben 21.1.1955
Gelebt hat sie auf dem Kallenberg ( ehemals Herrigerstr.) in einem alten Haus das vor einigen Jahren abgerissen wurde.
Sie blieb zeitlebens unverheiratet und kinderlos

Der Fronhof und das Ehepaar Bernhard Weidt und Anna Kindgen

Inmitten unseres Ortes steht seit jeher der Fronhof. Wann er tatsächlich erbaut wurde weiß niemand so genau.
Erstmalig erwähnt wird er wohl im Jahre 1222. In dieser Zeit gehört er zum Stift Chrysentius und Daria in Münstereifel. Geführt wurde er stets als Pachthof, bis ins Jahr 1804.

In diesem Jahr erwarb Bernhardt Weidt für 40.100 Franc den Fronhof von der französischen Domänenverwaltung.

Er war Sohn der Pächterfamilie von Mellerhöfe. Anna Kindgen war in erster Ehe verheiratet mit Johannes Simons, Pächter des Fronhofes. Die Ehe wurde 1779 geschlossen. Der Ehe entstammten zwei Kinder die jedoch bereits im Kindsalter verstarben. Anna Kindgen wurde im Jahre 1793 zur Witwe.

Ihre 2.Ehe -mit Bernhard Weidt- wurde im Jahre 1797 geschlossen.

Ein Hinweis auf das Entstehungsjahr des Haupthauses geben die eingeschlagenen Eisen im Giebel. Es findet sich die Zahl 89 sowie die Buchstaben B W und A K. Möglicherweise meint 89 1789. Da die Ehe von Weidt und Kindgen erst im Jahre 1797 geschlossen wurde, findet sich hier jedoch ein Widerspruch, wurden die Buchstabeneisen später angebracht.

Engelbert Weidt, der später unter dem Spitznamen „der ahle Fruehalfe“ bekannt wird, ist der Sohn des Ehepaares. Im Alter von 20 Jahren sterben am 15. Dezember 1820 sonderbarerweise beide Elternteile:

Als die Mutter auf dem Sterbebett liegt, eilt der Vater zum Pastor um diesen für die Sterbesakramente zu holen. Auf dem Rückweg treffen sie am Tor auf Engelbert.
Der Vater bleibt stehen und sagt zu seinem Sohn: „Engel bett dich, et jeht got für dich“ – was so viel heißen soll wie: „bete, wenn deine Mutter stirbt erbst du alles von ihr“. Nach diesem Satz bricht Bernhard Weidt zusammen.

Die Mutter stirbt um 3 Uhr am Nachmittag -der Vater am gleichen Abend gegen 7.

An Bernhard Weidt und Anna Kindgen erinnert heute die „Nuht Goddes“ auf dem alten Friedhof in Wissersheim. Sie wurde von Engelbert im Jahre 1822 errichtet. Zuerst ohne Mantelbau, dieser wurde später hinzugefügt.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Wissersheim und die Kohle

Im 19. Jahrhundert befanden waren fast alle Wissersheimer in landwirtschaftlichen und handwerklichen Tätigkeiten beschäftigt. Die Gutspächter gaben Arbeit und hatten das Sagen, weil von Ihnen das Wohl und Wehe des ganzen Ortes abhing, wurde dem System Jahrhunderte gefolgt.

Zum Ende des 19. Jahrhundert startete jedoch auch in unserer Region die Industrialisierung. In der Ville fanden sich Braunkohlefelder, auch diese sorgten nun für Beschäftigung. Viele Wissersheimer waren und sind in der Braunkohleförderung tätig.

Auf Hubertus in Kerpen-Brüggen waren viele beschäftigt. Am 25.02.1928 ereignete sich bei der Brikettverpressung eine Kohlestaubexplosion. Dabei starben neben dem im Jahr 1878 geborene Wissersheimer Daniel Bünnagel, auch seine beiden Söhne Heinrich und Sebastian.

Dies war ein harter Schlag für die Familie, waren doch gleich drei Ernährer der Familie auf einen Schlag ausgelöscht. Eine so große Beteiligung an der Beerdigung hat Wissersheim bis dahin noch nie gesehen. Knappen von sämtlichen Gruben des Braunkohlereviers und von Steinkohlegruben von der Ruhr gaben das Geleit. Fortan war es für Bergleute verboten, mit ihren Kindern auf einer Schicht zu arbeiten.

Dennoch blieb die Bevölkerung der Kohle treu, wurde man hierdurch doch gut bezahlt und erhielt reichlich Deputat. Heute besteht das Deputat aus Strom- oder Gasfreimengen, damals wurden Klütten (Kohle-Briketts) geliefert.

Daneben war die Arbeit bei Rheinbraun ein richtiger Gesellschaftsförderer. Die Schützenbruderschaft und auch der Fußballverein lebten von den Verbindungen die sich im Tagebau bildeten. Die Vereinsheime im Ort wurden unter Zuhilfenahme von RWE gebaut. Der Hochstand am Schützenplatz beispielsweise, ist ein ehemaliger Freileitungsmast.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Das große Brandunglück von Wissersheim

Neben dem Fronhof war der Kanishof der wichtigste Bauernhof in Wissersheim. Heute befindet er sich am Ortsausgang Richtung Mellerhöfe. Dieser Hof ist jedoch nicht der echte Namensgeber der Kanisstraße, welche vormals Kanisgasse hieß.

Das eigentlich namensgebende Gut lag dort, wo heute unsere Martinskirche steht. Doch was war geschehen?

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war es durchaus gang und gebe, Gebäude mit Stroh zu decken. So war auch der wohl beachtlich große Kanishof von einem Strohdach bedeckt. An einem kalten Novemberabend, dem 28.11.1838 wird wohl ein Bewohner des Hofes mit einem offenen Licht auf den Speicher gegangen sein, um dort gelagertes Flachs zu holen.

Plötzlich hört man aufgeregte Stimmen schreien: “ Der Kanishof brennt“ Die Angst treibt viele Bewohner auf die Straßen. Es gibt noch keine organisierte Feuerwehr. Bis auf wenige Häuser finden sich in unserem Ort fast ausschließlich Fachwerkhäuser. Alle Bewohner strömen hastig mit Eimern ran um Wasser zu schöpfen, welche dem Brand ein ende bereiten sollen. Auch aus dem Nachbarort Rath kommen die Einwohner um zu helfen.

Die Feuerlohe wogt fauchend hoch. Funken sausen durch die Luft. Mit dem Wind werden sie übers ganze Dorf getragen. Inzwischen haben sich Menschenschlangen gebildet, welche das Wasser von Dorfpoolen (Frischwassertümpel) in Eimern von Hand zu Hand ins Zentrum des Ortes tragen.

Man versucht trotz der Hitze Tiere aus den Ställen des Hofes zu befreien. Für sie kommt jedoch bereits jede Hilfe zu spät. Der Witwe Trimborn bleiben nur noch wenige Kleidungsstücke, all ihr sonstiger Besitz verbrannte.

Der Funkenregen sorgt inzwischen für ein wahres Inferno. Zuerst brennen die Wirtschaftsgebäude, dann das Pastorat (konnte gerettet werden), sodann greift das Feuer auf das Haus Malzbender, dann auf den Hof Laufenberg, Botz und Wollersheim (damals alle im Zentrum des Ortes)

Plötzlich deutet jemand auf den Fronhof hier brennen auf einmal drei Scheunen sowie der Pferde- und Schafstall. Diese wurden ein Raub der Flammen. Im Zentrum des Ortes konnte lediglich das Pastorat an der Stelle des heutigen Spielplatzes gerettet werden, nicht aber die dazugehörenden Wirtschaftsgebäude.

Man schaffte es dann irgendwie den Flammen Herr zu werden.

Der Hof wurde an Ort und Stelle nicht neu errichtet, diese sollte bis zum Ende des Jahrhunderts auf ihre neue Bestimmung warten.

Diese Geschichte zeigt eindrucksvoll, dass, würden wir eine Zeitreise von etwa 200 Jahren machen, den Ort nicht wieder erkennen würden. Um die Jahrhundertwende, 19. zum 20. Jahrhundert, standen in Wissersheim etwa 4-5 massive Gebäude. Erst ab dem 20. Jahrhundert ist Wissersheim im heutigen Bild erkennbar.

Dem Artikel hinzugefügt sind Bilder der heutigen Kirche, des neuen Kanishofes und des Grabsteins der Familie Trimborn. Vermutlich der Grabstein des Ehemanns der Witwe Trimborn.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Die feindlichen Brüder von Wissersheim

Wie gestern bereits angekündigt, will ich euch heute über zwei Burgbewohner erzählen. Es war die Zeit, als sich die beiden Burgbewohner Vigizo und Eginhard eher der Jagd zu wandten und die Feldbewirtschaftung vernachlässigten.

Im nahe liegenden Ort gab es ein ansehnliches Edelfräulein namens Adelgunde von Blatzheim. Beide Brüger verliebten sich in sie und buhlten um ihre Gunst.

Vor die Wahl gestellt, entschied sich Adelgunde für den jüngeren Eginhard. Auf dem Rückweg von Blatzheim gerieten die Brüder in Streit an dessen Ende Vigizo das Schwert zog und seinen Bruder erschlug.

Am nächsten morgen fand man die Leiche von Eginhard und begrub sie am Dörngen.

Vigizo wurde viele Jahre nicht mehr gesehen. Eines Tages zog man eine Leiche aus dem Galgenmaar. Es war der gealterte Vigizo, der an den Ort seiner Tat zurückgekehrt war.

Fortan, sollte er nun als Feuermann nachts zwischen Galgenmaar und Dörngen unter lautem entsetzlichen Stöhnen hin und her pilgern.

Dies dauerte bis zum 20.03.1692 an, wie eine Urkunde in Kirchenunterlagen feststellte. Darüber schreibe ich jedoch morgen.

Flurkarte von 1913 nach der zweiten Flurbereinigung

Am Galgenmaar, stand damals wie der Name es bereits ausdrückt der Galgen. Maare gab es damals viele rund um Wissersheim, es waren eigene sumpfige Biotope ähnlich wie Weiher jedoch größer.

Die beigefügte entstand 1913 nach der zweiten Flurbereinigung. Viele Maare und unvorstellbare Biodiversität vielen ihr zum Opfer. Einige Maare gab es nach der Bereinigung nicht mehr.

Am Dörngen wurde am 17.05.1770 ein eisernes Kreuz errichtet, welches bis heute an Ort und Stelle steht. Auf dem Kreuz sind die Namen Johannes Hilden und Anna Dick verzeichnet. Was die Namen mit diesem Ort zutun haben ist bislang unbekannt. Der Nachname Hilden, findet sich bis heute im Ort.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Die Gohrenburg zu Wissersheim

Um gleich eines Vorweg zu schreiben, wie sie Aussah ist nirgends notiert. Es gibt kein Bild und keine Urkunde, aber das es sie gegeben hat, gilt als sicher.

Die Nievenheimer Straße hieß vor 1971 Burggasse und auch alte Flurbezeichnungen, wie Kirschgarten, Hinter der Burg und Burgacker zeugen von ihrer Existenz.

In Wissersheim war damals ein Rittergeschlecht heimisch, die Spuren derer von Goyr sind in Urkunden und auch in Messbüchern noch bis 1914 zu verfolgen.

1394 taucht der Name von Goyr zum ersten Mal unter „Schenkungen und Stiftungen von Allodialgütern“ auf. Hier stehen die Junker von Goyr. Im 16. Jahrhundert sind es dann später namentlich Heinrich von Goyr und Kunigunde von Kroch.

Auf der ältesten Kirchenglocke in der Wissersheimer St. Martinus Kirche aus dem 16. Jahrhundert deutet die Inschrift klar auf die von Goyr hin, dort heißt es:

Maria heihs ich
Zu der er Gots luden ich
Johan von Alfter und Heinrich von Goir gössen mich.

Bis zum Ersten Weltkrieg wurden jährlich vier Messen für die von Goyr gelesen. Verbunden war diese Messe mit einer Brotspende für die Armen. Die Gebühr zahlte Graf Wolff Metternich, Besitzer des Schlosses Gracht zu Liblar. Einer seiner Vorfahren erwarb 1715 einen Teil der Erbpacht. Der andere Teil wurde unter den weiteren Erben aufgeteilt.

Wo wird die Burg also gestanden haben. Es wird vermutet, dass die Burg zwischen der Gänsewiese des Hofes Laufenberg und der Grillhütte in der Nievenheimer Straße gestanden hat. Ausgrabungen an dieser Stelle würden wohl vermutlich nichts bringen. Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde hier für die Kirche eine temporäre Ziegelei errichtet, welche die Steine für die neue Kirche herstellen sollten.

Man wird damals evtl. Hinweise auf die Burg gefunden haben, diese sind jedoch nicht dokumentiert.

Morgen will ich euch dann über zwei vermutete Burgbewohner erzählen.

Bleibt gesund!
Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Bells Kreuzchen

In der Nähe des Fliegerhorstes, noch in der Gemarkung Wissersheim, steht auf der Grenze zu Rath ein unscheinbares Holzkreuz.

Als Grund der Aufstellung ist überliefert, dass gegen Ende des 19. Jahrhunderts dem Sohn des Stellmachers Bell aus Wissersheim, die Erblindung drohte. Vater und Sohn Werner Bell machten das Gelöbnis ein Eichenkreuz zu zimmern und es auf den eigenen Schultern bis zum eigenen Feld, dem jetzigen Aufstellungsort, zu tragen.

Das Gelöbnis wurde erfüllt, wie durch ein Wunder erblindete der Sohn nicht.

Im Jahr 1925 ist in einer Adressliste zu Wissersheim noch der Name des Ackerers Werner Bell verzeichnet. Dieser wohnte in der Hausnummer 111.

Die Hausnummern wurden damals nach dem sogenannten preußischen Hufeisenprinzip verteilt. Die Kirche hatte damals bspw. die Hausnummer 104.

Das Haus 111 hat heute die Anschrift Oberstraße 27. Die Wagenräder an der Häuserfront weisen darauf hin, dass hier vermutlich einmal eine Stellmacherei gewesen ist.

Stellmacherei ist holzverarbeitendes Handwerk, das Räder und andere Gegenstände für die Landwirtschaft fertigt.

Das Bells Kreuzchen wurde mehrere Male erneuert. So war um 1900 kein Kreuz an Ort und Stelle verzeichnet. Ein neues Kreuz wurde von der Familie Bulich aufgestellt, die dieses Stück Land erworben hatte.

Bleibt gesund!

Herzliche Grüße
Carsten Vieth

Onkel Franz – unfreiwillig gekommen um freiwillig zu bleiben

Heute möchte ich euch die Geschichte von einem polnischen Kriegsgefangenen erzählen der viele Jahre in Wissersheim gelebt hat.
Sein Name ist Franz Jankowiak. Geboren wurde er am 5.10.1911 in dem kleinen Ort Domaradzice in der Nähe von Posen.

Anfang der 30er Jahre leistete er Militärdienst in Polen, wurde 1939 einberufen und geriet in deutsche Gefangenschaft.

Nach anfänglich schlimmen Zuständen ging er selber zum Arbeitsamt und stelle einen Antrag auf Versetzung.
1942 wurde er der Familie Laufenberg zugeteilt.
Nach Kriegsende blieb Franz Jankowiak auf dem Hof. Er wurde dringend gebraucht, denn der Hofherr war im Krieg gefallen und sein Sohn war erst 13 Jahre alt, sodass jede Hilfe gerne gesehen war.

Laut Pastor Ingenlath lebten Ende 1943 genau 58 ausländische Arbeiter in Wissersheim, darunter 26 Kriegsgefangene Polen.
Einzigen ist es sehr schlecht ergangen. Im Ort gab es Spitzel die aufpassten dass die Kriegsgefangenen abseits aßen und nicht im Haus schliefen. Dies war hier nicht der Fall. Wer gearbeitet hat sollte das gleiche Recht auf gutes Essen haben wie jeder andere auch.
Nach Kriegsende ist Franz Jankowiak einfach geblieben.
Er wurde gebraucht und hatte in der Alten Heimat vieles verloren.
Zu dieser Zeit tauchte auch ein anderer Pole ( Alex) wieder in Wissersheim auf. Er wurde zum Essen bei Familie Laufenberg einladen und berichtete dass es ihm nach seiner Flucht sehr schlecht ergangen sei. Er verlor unter anderem ein Bein. Er trug eine Prothese und brachte eine Pistole mit um sich sich an seinen Peinigern zu rächen. Nur durch stundenlanges Zureden gelang es Franz Jankowiak ihn davon abzuhalten.

„Onkel“ oder „Pole Franz“ wie er liebevoll im Ort genannt wurde, war sehr gesellig. Oft wurde sich getroffen um zu feiern oder Karten zu spielen.
Durch seine freundliche und hilfsbereite Art war er sehr beliebt im Ort.
Er konnte bei Familie Laufenberg regelmäßig seine Freunde einladen, einmal hat meine Oma 40 Tauben gebraten um sie zu beköstigen.
Er hat hier als vollwertiges Familienmitglied gelebt.
Sie lebten, schliefen und aßen alle unter einem Dach, obwohl dies ja zu Kriegszeiten nicht erlaubt war.
Man stelle sich diese Situation in der heutigen Zeit vor:
Die Schwiegermutter, das junge Ehepaar, 4 Kinder und ein ehemaliger Zwangsarbeiter unter einem Dach.
Doch es hat funktioniert.
30 Jahre nach seiner Ankunft in Deutschland fuhr er das erste mal wieder nach Polen um seine Geschwister, Neffen und Nichten zu besuchen.
Er kam einen Tag später als erwartet zurück sodass die Laufenbergs Kinder Angst hatten er wäre in seiner Heimat geblieben. Es hat jedoch lediglich Probleme mit der Bahnverbindung gegeben .
Später ist er mit den Enkeln der Familie noch weitere Male auf Heimatbesuch gewesen.
Seine Eltern hatte Franz Jankowiak nie wieder gesehen.
Jedesmal wenn ein Brief von seiner Mutter kam hat er geweint.
Es war eine andere Zeit, man konnte nicht einfach mal übers Wochenende nach Hause fliegen.

Er blieb zeitlebens unverheiratet und kinderlos.

Ich selber habe auch noch Erinnerungen an ihn:
Obwohl er so lange in Deutschland gelebt hat, sprach er mit deutlichem Akzent. Er war gerne zu Späßen bereit. Als eine Katze einen Wurf hatte winkte er mich heran und sagte, auf die Katzenmutter deutend:„ packe an, packe an!“
Ich streichelte die Katze, die mir sofort die Hand zerkratzte.
Onkel hatte großen Spaß mich reingelegt zu haben.

Am 22.1.88, im Alter von 76 Jahren, drehte Franz Jankowiak abends noch eine Runde durch den Stall, erlitt dort einen Herzinfarkt und verstarb.

Wir waren sehr bestürzt.
In der Todesanzeige hieß es „mit ihm verlieren wir einen lieben Freund der sich in den 46 Jahren die er in unserer Familie gelebt und gearbeitet hat, durch seine Treue, Hilfsbereitschaft und seinen Fleiß ausgezeichnet hat“
Zahlreiche Menschen kondulierten u.a. mit den Worten: „die anerkennenden Worte, die ihr in der Anzeige ausgesprochen habt, möchte ich voll bestätigen und man kann nur hoffen, dass diese Art Menschen nicht aussterben. Sie sind das Salz der Erde.“

2018 wurde meine Familie aufgefordert den Grabstein zu entfernen.
Dies ist meines Erachtens nicht zulässig, da die Grabstätten von Kriegsgefangenen keiner Frist unterliegen.

Mit 13 Jahren bin ich mit meiner Familie nach Polen gefahren. Eine seiner Nichten hat geheiratet und wir hatten so die Gelegenheit seine Heimat kennenzulernen.
Bis heute besteht Briefverkehr zwischen den Familien.

Quelle:
Dürener Geschichtsblätter Nr.78
Private Sammlung

Maria Käufer