Ihr wisst ja aus der Geschichte vom Samstag wo das Vorgängergebäude der Volksschule von Wissersheim, heute Kita Kunterbunt, stand. Doch das war nicht der älteste Standort der Schule.
Vor dem Standort in der Frongasse, wurde ein Gebäude in der Kanisstraße genutzt. Heute ist dieses Gebäude eine Art Bungalow, verfügte damals jedoch noch über ein Obergeschoss.
Auf dem Luftbild kann man unten rechts noch ein Satteldach auf dem Gebäude erkennen.
Gottfried Zensen war im Sanitätsdienst beim Russlandfeldzug in der Ukraine eingesetzt. Dabei war er bei einer ukrainischen Familie einquartiert.
Eines Tages fragte ihn die Familie, ob er denn sagen könne, wo der Absendeort Nörvenich liege. Geschrieben hatte die Tochter der Familie von einem Bauern aus Nörvenich. Da Post von privater Seite nur nach Öffnung und Zensur verschickt wurde, versah Gottfried die Post der Familie mit seinen Daten als Feldpost, so konnte die Post nun unzensiert verkehren.
In Nörvenich tat die 19-jährige Wallija ihren Dienst bei einer Familie. Sie sprach deutsch und wurde schon bald Teil der Familie.
Bei einem Heimaturlaub brachte Gottfried ein Päckchen mit Kleidungsstücken der Familie für Wallija.
Wäre diese Angelegenheit aufgefallen, hätte man sich gut vorstellen können, was mit dem Obergefreiten Zensen geschehen wäre.
Eines Tages wurde Wallija ohne Begründung von der Aachener Staatspolizei abgeholt. Vermutlich war ihr die Freundschaft zu den Enkelinnen der Familie oder eine Liebschaft mit einem polnischen Zwangsarbeiter zum Verhängnis geworden.Der damalige Amtsbürgermeister Jakob Breidkopff bemühte sich um Freilassung, allerdings ohne Erfolg.Was mit ihr geschehen ist, ist unbekannt.
Gottfried Zensen überlebte den Krieg, gründete eine Familie und wurde Installateur.
In Wissersheim sind vor und nach dem Nationalsozialismus keine jüdischen Mitbürger als Einwohner verzeichnet. Dennoch macht die Indoktrinierung vor Wissersheim nicht halt.
An der alten Schule in der Frongasse hängt in der Zeit zwischen 1933 und 1945 ein 60 x 60cm großes Holzschild mit der Aufschrift: „Juden sind in diesem Orte unerwünscht“
Wer das Holzschild aufgehängt hat, ob es Widerstand dagegen gab ist nicht dokumentiert.
Auf dem Bild ist dies im Hintergrund klein am Haus im Hintergrund zu erkennen. Dieses Gebäude ist die alte Schule. Links daneben ist das alte Spritzenhaus, Vorläufer des „alten Spritzenhauses“ in der Vinger Straße. Hinter der alten Schule steht die neue Schule, die heutige Kita Kunterbunt.
Vorne im Bild wird der Bau von Reichsnährstandssilos am Fronhof dokumentiert.
Wer sich für das Schicksal der jüdischen Bevölkerung in der heutigen Gemeinde Nörvenich interessiert, dem sei das Buch „Moritz, Martha und die Anderen“ von Herbert Pelzer empfohlen.
Im Nörvenicher Burgpark steht ein Denkmal mit den Namen der 1933 in Nörvenich lebenden Juden. Unterschrieben ist es mit den Worten:
„verfolgt, entrechtet, interniert, deportiert, dem Grauen entkommen oder ermordet“
Am 23. Juni 1937 fand sich im Westdeutschen Beobachter, eine Zeitung der NSDAP, ein so überschriebener Artikel. Gemeint war kein anderer als Pfarrer Heinrich Ingenlath.
Was war geschehen? Am 13. Mai 1937 sah der Pfarrer schulpflichtige Mädchen im Turn-Anzuge auf dem Schulhof und der Frongasse. Herr Ingenlath führt in seinem Eintrag in die Chronik aus, dass es so etwas schon gegeben hatte, jedoch nur in Turnhallen oder auf geschlossenen Plätzen. Schaut man sich das Beispielfoto aus der Zeit an, so würde sich heute wohl kaum jemand noch deswegen aufregen. In der damaligen Zeit hatten dir Kirchen jedoch noch größeren Einfluss auf das Privatleben der Menschen.
Freilich sprach der Pfarrer die Angelegenheit in einer Predigt an. Als folge kam der oben genannte Zeitungsartikel sowie eine Vorladung zum Bürgermeister und zum Bischof. Am 03. September 1937 kam raus, dass die Ortsführerin des BDM (Bund deutscher Mädel) den Pfarrer bei der Gestapo (Geheime-Staats-Polizei) angezeigt hat. Folge war die Vernehmung am 30. Juli 1937 beim Amtsbürgermeister Jakob Breidkopff, der die Anzeige jedoch nach Verhör des Pfarrers und des Ortsbürgermeisters Wilhelm Zens niederschlug.
Dennoch war der Pfarrer nun gewarnt, mit der Freiheit des Wortes war es vorbei.
Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.
Adam Meurer war das, was man so gerne als Original
bezeichnet. Ein Original ist eine Person, die aufgrund besonderer Eigenheiten
Bekanntheit erlangt und so in die Geschichte eingeht. So ist es bei Adam in
Wissersheim, obwohl er eigentlich Gymnicher ist.
Sein Zuhause hatte er bei der Familie Botz in der
Kanisstraße, wo er seiner Leidenschaft für Pferde nachgehen konnte. War er zu
Gast beim CHIO in Aachen ging er ohne Hemmnis in die Stallungen. Er war dort
kein Unbekannter. Jedermann kannte ihn. Im Dorf gibt es viele Geschichten zu
Adam. Lange war mir sein Nachname gar nicht bekannt. Jeder nannte ihn Adam
[Ähdem].
Er war auch bei den Jugendlichen beliebt. Jeden Tag drehte
er auf seinem Rad unzählige Runden durchs Dorf und rief den etwas älteren
Teenagern an der Bushaltestelle einmal folgendes zu: „Na ihr Wichsre, sit ihr
üch widder ene am kloppe?“ dieser Ausspruch muss nicht unbedingt ins
Hochdeutsche übersetzt werden.
Adam Meurer starb am 15. Juni 2015 im Alter von 80 Jahren
nach kurzer schwerer Krankheit. Jeder der ihn kannte, hat gewiss einige
Anekdoten zu ihm auf Lager. Daher gilt es wie Brecht schon schrieb: „Der Mensch
ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt“. So wird Adam noch lange
leben.
Ein unscheinbares Holzkreuz erinnert heute in der Straße Am Kallenberg an eine Tat, die im Jahr 1947 für Erschütterung sorgte.
Am 8. Oktober 1947 schlug ein 19-jähriger aus Gymnich am Ortsausgang Richtung Herrig mit einer Axt auf eine 20-jährige Wissersheimerin ein, welche wohl von ihm ein Kind erwartete. Der Kallenberg hieß damals Herriger Weg und ging gerade aus durch nach Herrig.
Das Motiv sollen wohl mögliche Unterhaltsverpflichtungen gewesen sein.
Gegen 21 Uhr wurde Pfarrer Ingenlath aus dem Bett geschellt und gab dem noch lebenden Opfer die letzte Ölung. Noch in der selben Nacht wurde der Täter verhaftet.
Pfarrer Ingenlath schreibt in seiner Chronik, als einem der Gründe: „Täter war als Führer einer H.J. (Hitler-Jugend) Formation sehr roh, besonders bei Bestrafung, ließ z.B. die Jungen bei Frost barfuß auf Zementboden stehen, daß sie festfroren.“
Die Tat findet sich auch in der Chronik der Volksschule, welche jedoch nicht so ausführlich ist.
Als Kind wurde mir von einem Mord erzählt, der dort stattgefunden hatte. Details konnte ich hiervon lange jedoch nicht in Erfahrung bringen.
Einer Unterhaltung mit einer älteren Dorfbewohnerin zu Folge, kam der Täter in den 60er Jahren wieder frei, gründete eine Familie und lebte unbehelligt.
In den nächsten Wochen versuche ich wieder regelmäßiger geschichtliche Beiträge über Wissersheim zu posten um Euch etwas die Zeit zu vertreiben, anfangen will ich heute mit einem Bild von einem Schild, das so vermutlich nicht viele gesehen haben.
Nach der kommunalen Neugliederung 1969 gehörte Wissersheim bis 1975 zur Erftstadt, diese gehörte bis 1975 zum Kreis Euskirchen. Mit der Bildung des Erftkreises aus dem ehemaligen Kreis Bergheim und Teilen des Kreises Köln und Euskirchen schieden die Erftstädter Orte Wissersheim, Pingsheim und Dorweiler aus und kamen zur Gemeinde Nörvenich, die bereits seit 1969 aus dem ehemaligen Amt Nörvenich gebildet wurde.
Seither besteht die Gemeinde in der heutigen Zusammensetzung, weshalb wir unsere 50jährige Zugehörigkeit zur Gemeinde eigentlich erst im Jahr 2025 feiern können. Sei’s drum im letzten Jahr haben wir unser goldenes Jubiläum im Nörvenicher Schloßpark sehr schön gefeiert.
Ich wünsche euch einen schönen Tag! Bleibt Gesund!
Unter dieser Überschrift möchte ich jeweils Mittwochs einen Einblick in die Geschichte des BSV Wissersheim 1919/48 e.V. geben bis dann am 05. – 07. Juli 2019 das Jubiläum gefeiert wird.
Anfang der 50er Jahre hatte der Verein mit Problemen zu kämpfen. Da kein eigener Sportplatz vorhanden war, wurde auf verschiedenen Grundstücken gespielt. Teilweise wurde der Spielbetrieb eingestellt. Dies änderte sich im Jahr 1967. Nach 15-jähriger Planung war es soweit. Mithilfe einiger Vereinsmitglieder, Landwirten, der Regierung in Aachen, der Bundeswehr, Rheinbraun und RWE konnte die Gemeinde Wissersheim einen neuen Sportplatz mit 100-m-Bahn und leichtathletischen Anlagen ihrer Bestimmung übergeben.
Neben dem stellvertretenden Landrat Helmut Fröh, waren viele Weitere Vertreter vor Ort. Aus Wissersheim halfen alle Vereine und der Hauptlehrer der Wissersheimer Volksschule. Für besonderes Aufsehen sorgte der Balleinwurf zum Eröffnungsspiel. Dies übernahm freilich, die Bundeswehr. Stilecht warf man den Ball vom über dem Sportplatz schwebenden Hubschrauber ab; heute undenkbar. Das Eröffnungsspiel der 1. Mannschaft bestritten diese gemeinsam mit Kräften aus Nörvenich gegen die Amateure von Viktoria 04 Köln.
Ein kleiner Schwenk am Rande, als der Sportplatz von der Bundeswehr planiert wurde und anliegend Gebäude auf der Friedensstraße errichtet wurden, wurden die Raupen gegen Naturalien auch zu Errichtung von Grundstückseinebnungen gebraucht. Um welche Art Naturalien wird es sich wohl gehandelt haben?
Unter dieser Überschrift möchte ich jeweils Mittwochs einen Einblick in die Geschichte des BSV Wissersheim 1919/48 e.V. geben bis dann am 05. – 07. Juli 2019 das Jubiläum gefeiert wird.
Nun der erste Teil der Serie:
Wie an vielen Orten in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg nahm auch in Wissersheim die Fußballbegeisterung fahrt auf. Auf einmal wurde viel improvisiert um den neuen Sport aus England zu treiben. Glücklicherweise zog es den im Fußballsport erfahrenen Ludwig Neumann vom Sportverein Düren nach Wissersheim und bereits kurze Zeit später wurde der Ballspielverein gegründet. Die Liste der Gründungsmitglieder liest sich wie das „Who-is-who“ der Wissersheimer Nachnamen bspw. Botz, Esser, Kleefisch und Zens.
Zum ersten Vorsitzenden wählte man den Initiator Ludwig Neumann.
Erste Probleme stellten sich jedoch im Jahre 1925 ein, als der BSV seine Sportplatzanlage verlor. Erst nach dem Pfarrer Görtz von Rath nach Wissersheim zog wurde wieder ein Spielbetrieb aufgenommen. Kurze Zeit nannte man sich D.J.K. Kolping-Wissersheim, wie im Bild zu sehen ist. Dieser Gesellschaft stellte zwei Mannschaften. Bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten bestand ein regelmäßiger Spielbetrieb. Spätestens zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am 01. September 1939 wurde es deutlich schwerer Fußballspiele auszutragen. Das letzte Spiel soll im Jahre 1942 stattgefunden haben.
Nach dem Krieg ging es für den Ballspielverein stark geschwächt weiter, schließlich waren viele, wenn nicht alle Spieler im Krieg gewesen und nur ein Teil zurückgekehrt.Zur Saison 1951/1952 schaffte man den Aufstieg in die 1. Kreisklasse. Der Vorsitzende des Ballspielvereins war weiterhin Ludwig Neumann.
(Quelle: Festschrift 60 Jahre BSV Wissersheim, 1979)